Illustration eines fröhlich wirkenden, lilafarbenen Vogels mit orangefarbenem Schnabel und Füßen. Der Vogel hat geschlossene Augen, ein lächelndes Gesicht und breitet die Flügel aus, als würde er tanzen oder jemanden umarmen.

Young Skeptix

Eine Illustration eines sehr fröhlichen, aufrecht stehenden Hamsters mit viereckiger Brille. Die Augen sind geschlossen.
Vor gelb und orange beleuchteten kahlen Bäumen stehen ein als Gespenst verkleideter Vogel, ein kleiner Hamster mit Brille und Hexenhut und ein Capybara, das einen Haarreif mit kleinen schwarzen Fledermäusen daran sowie ein falsches Vampirgebiss trägt.

Das unheimliche Klopfen

(Lesedauer ca. 7 Minuten)

„Ich weiß nicht, wie ich da morgen wieder runterkommen soll“, merkt Lu an, als er mit Müh und Not die wackelige Strickleiter in das alte, verlassene Baumhaus hochgeklettert ist.

Birb meint nur: „Unsere Frau Hamsterson hat bestimmt schon einen Plan. Oder Kati?“

Diese antwortet: „Noch nicht, aber bis morgen bestimmt. Mach dir keine Sorgen, Lu!“

Birb hat beim Herumflattern in einem großen Garten hinter einem sehr großen, alten Haus diesen coolen Ort gefunden und die Anderen überredet, eine Übernachtungsparty zu machen. Kati war sofort begeistert, aber Lu war sich da nicht so sicher und ist es immer noch nicht.

Jetzt meint er: „Wie stabil sind die Balken hier drin eigentlich? Nicht, dass wir noch durch den Boden krachen, wenn wir all unseren Süßkram aufgefuttert haben.“

„Chill jetzt mal, Lu“, ruft Kati und bewirft das Capybara mit etwas Popcorn. „Der Biber vom Fluss drüben hat das Holz gecheckt und für sicher befunden.“

Ein braunes Capybara sitzt mit ausgestreckten Vorderläufen auf seinem Hinterteil. Es lächelt sanftmütig. Wir blicken auf seine rechte Körperseite.

Das beruhigt Lu, denn der Biber kennt sich wirklich richtig gut mit Holz aus. 

Unsere drei „Skeptiere“ verbringen einen tollen Abend mit allem, was dazugehört: Viel Knabberzeug, ein kuscheliges Nest für alle zusammen und natürlich jede Menge gruselige Gruselgeschichten.

Als es schon mitten in der Nacht ist, schlafen sie nach und nach ein. Auch wenn sie eigentlich geplant hatten, die Nacht durchzufeiern. Aber wenn man müde ist, ist man halt müde. 

Zuletzt kuschelt Kati sich zwischen Birb und Lu ein und schließt ihre Augen. „Nur ganz kurz“, denkt sie sich. Kurz darauf schlafen alle drei ganz friedlich. 

Bis plötzlich etwas passiert. Zuerst hört Birb es – ein Geräusch: Ein unheimliches Klopfen. Erst laut: „Tock!“ Dann mehrmals leiser und immer schneller: „Tock, tock, tock, tock, tock, tock, tock…“

Birb weckt Kati und Lu auf und erzählt ihnen davon. 

Lu meint: „Manchmal, wenn man sehr müde ist und nicht sehr tief schläft, träumt man etwas und es fühlt sich an wie echt.“ 

Das findet Birb logisch und ist echt beruhigt. 

Doch nur wenig später hören sie es alle: Das unheimliche Klopfen. Wieder erst einmal laut, dann ganz oft leise und schnell. Außerdem hat der Wind aufgefrischt. Er pfeift und pustet ganz schön wild durch das alte Baumhaus hindurch. Vielleicht hätten sie die Übernachtungsparty lieber im Sommer machen sollen und nicht jetzt, mitten im Herbst.

Kati setzt ihre Brille wieder auf. Zum Schlafen hatte sie diese ausgezogen. Wobei, es war ja nur zum Augen ausruhen. Aber ausgezogen hat sie sie trotzdem. Lu knipst die Taschenlampe wieder an. 

„Findet ihr das auch so unheimlich?“, fragt Birb leise, als sie das Klopfen ein drittes Mal hören.

„Nein“, antworten beide gleichzeitig.

„Ich seh‘ das als Challenge“, fügt Kati noch hinzu. 

Lu meint: „Genau! Lass uns herausfinden, wo das Klopfen herkommt. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, die uns am meisten gruselt.

„Aber was, wenn da draußen wirklich etwas Gefährliches ist?“, hakt Birb nach. 

„Wir gehen mit kühlem Kopf vor“, meint Lu. „Einfach über die wackelige Leiter hinaus ins Dunkle rennen wäre leichtsinnig. Es gibt auch gute, sinnvolle Angst. Die Angst aus dem Baum zu fallen, ist so eine. Aber die Angst vor einem Klopfen ist vielleicht ganz unnötig und verdirbt uns nur den Spaß. Also lasst uns überlegen. Was wissen wir von diesem Ort, das uns vielleicht weiterbringen könnte?“

Ein lila Vogel mit gelbem Schnabel und gelben Füßen hebt den linken Flügel und stemmt den Rechten in die Seite. Sein Gesicht sieht aus, als wäre er besorgt

„Dass da drüben ein gruseliges altes Haus steht, in dem es vielleicht spukt?“, meint Birb und zeigt mit dem Flügel in die Richtung des Hauses. Die anderen finden das wenig hilfreich.

Kati hat schon einen Stift und einen Block gezückt und überlegt: „Gut, ich schreib‘ das mit auf. Wir wollen ja alle Möglichkeiten berücksichtigen. Egal, wie unwahrscheinlich sie sind.“

Sie kritzelt auf das Papier und murmelt vor sich hin: „Leerstehende Bruchbude. Ende Oktober. Apfelbaum. Wind…“

„Das hier ist ein Apfelbaum?“, fragt Lu in Gedanken. „Sag mal, Birb: Hängen denn da noch Äpfel dran? Ich hab‘ vorhin ehrlich gesagt nicht darauf geachtet. Ich war mit der Leiter beschäftigt.“

„Ja, ein paar waren heute noch an den Ästen“, kommt nach einer kurzen Denkpause die Antwort von Birb. „Auch wenn die meisten natürlich schon lange heruntergefallen sind.“

Ein kleiner Goldhamster mit struppigen Haaren und eckiger Brille grinst frech und hebt jubelnd die Vorderpfoten.

„Ja brat‘ mir einer nen Regenwurm! Darauf willst du hinaus!“, ruft nun auch Kati begeistert und nach einer kurzen Pause legt sie den Kopf schief und fügt hinzu. „Ja stimmt. Passt auch mit dem Wind zusammen.“ 

Birb hat leider so gar keine Idee, worum es geht und fragt: „Was meint ihr?“

„Oh, am besten schaust du selber nach. Immerhin kannst du fliegen und wir nicht. Lass uns auschecken, ob wir Recht haben!“ Das Hamstermädchen hebt kampflustig die Faust, während sie spricht.

Birb wird ganz blass und bekommt Knie wie Pudding.

„Da raus soll ich? Da, wo das Klopfen ist? Ne, das könnt ihr selber machen,“ spricht Birb und setzt sich mit verschränkten Flügeln auf den Boden.

„Es stimmt aber, was Kati sagt“, bekräftigt Lu mit sanfter Stimme. „Wir passen auch auf dich auf. Ich stehe mit der Taschenlampe am Fenster Wache und leuchte dir den Weg. Kati hält sich sprungbereit draußen auf dem Ast und späht in die Dunkelheit. Immerhin ist sie nachtaktiv. Und du flatterst zum nächsten Apfel und gibst ihm einen Stubs.“

Kati stimmt zu. „Das ist ein Plan!“

Birb fragt noch einmal: „Seid ihr sicher, dass uns nichts passiert?“ 

Die Beiden nicken. 

Birb seufzt. „Also gut, dann mache ich es.“

Kati beginnt. Sie klettert aus dem Fenster und lauscht und schnuppert in die Nacht. Als sie sich sicher ist, dass keine Gefahr droht, pfeift sie zum Signal leise. Lu tritt mit der Taschenlampe ans Fenster und leuchtet in die Dunkelheit, bis er einen Apfel findet. 

Nun ist Birb an der Reihe. Vom Fensterbrett aus flattert der kleine Vogel zum Apfel hin, setzt sich auf den Zweig und stößt mit dem Schnabel an den Apfelstiel.

Der Apfel fällt und kommt mit einem lauten „Tock“ auf dem Boden auf. Dann hüpft und kullert er in kleinen Sprüngen auf dem Boden weiter: „Tock, tock, tock, tock, tock, tock,…“ Immer schneller und leiser, bis er schließlich ganz liegen bleibt.

Nun wissen sie alle, woher das Geräusch kommt. Wie gruselig doch ein einfacher Apfel sein kann, wenn er vom Baum fällt! 

Ein Capybara liegt flach auf dem Rücken, die Vorderläufe verschränkt, die Hinterläufe hochgestreckt. Aus seiner Nase entweichen Schnarchlaute und aus seinem Po kommt eine kleine, gelbliche Wolke.

„Puh, das war aufregend“, meint Birb und alle nicken. Dann naschen sie noch ein Weilchen Knabberzeug, lachen, scherzen und schlafen irgendwann wieder eingekuschelt und zufrieden ein. Bis auf Kati. Die ruht nur ihre Augen aus.

Ein lila Vogel mit gelbem Schnabel und gelben Füßen hebt den linken Flügel. Er sieht aus, als würde er etwas zeigen oder erklären wollen.

Und jetzt zu euch da draußen: Kennt ihr das auch, dass euch unbekannte Geräusche Angst machen? Oder vielleicht merkwürdige Schatten? Wart ihr auch schon einmal so erleichtert wie die Skeptiere, als ihr herausgefunden habt, dass ihr keine Angst haben müsst? 

Schreibt es uns gern in die Kommentare! Wir sind gespannt auf eure gruseligen Geschichten.

Und in diesem Fall gilt ganz besonders: Seid neugierig und stellt Fragen, denn die Welt hat noch viele Geheimnisse versteckt!


Illustration von Liv Deister

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