Ob der Schauspieler Pierre Franckh am 10. Dezember in Stockholm endlich mit dem Nobelpreis geehrt wird?
Schließlich hat er die bahnbrechende Entdeckung gemacht,
… wie man durch Gedankenkraft auf sehr leichte und äußerst effektive Weise sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen und seine Wünsche wahr werden lassen kann.
Das funktioniert so, indem wir „unsere Gedanken gleichzeitig auch direkt an unsere DNA senden“,
… und man weiß inzwischen, dass unsere DNA innerhalb von Millisekunden darauf reagiert.
Und wenn wir mal überlegen, was unsere DNA alles macht – ja klar, die erschafft alles hier so, die ganzen Bausteine –, und man weiß, dass wir mit unseren Gedanken tatsächlich unsere DNA ein- und ausschalten können, über sogenannte Ein- und Ausschalter, die oberhalb von jeder Zelle liegen.
Also wir können tatsächlich unsere DNA zwar nicht verändern, ihre Eiweißbausteine, aber wir verändern sozusagen das Auslesesystem unserer DNA, indem wir einfach gewisse Zellen ein- und ausschalten können.

Wer genau „man“ ist, der das angeblich weiß, und was dieser sinnfreie Eso-Kauderwelsch überhaupt bedeuten soll, bleibt rätselhaft. Schon Jacky Dreksler und Hugo Egon Balder stellten vor fast 20 Jahren in ihrer Abrechnung „Wunsch-Bullshit im Universum“ fest, dass ihr geschätzer Kollege Franckh „in guter Wünschelwicht-Tradition keine Quellen nennt“.
In jüngerer Zeit wiesen die „Science Cops“ darauf hin, sie hätten keinerlei Belege dafür gefunden, dass es möglich wäre, mit Gedankenkraft die Genexpression zu verändern.

Allerdings verzapft Franckh nicht nur albernen, sondern auch gefährlichen Unsinn (ab Minute 01:55):
Ganz vieles davon, was gerade in deinem Umfeld passiert, ist eher so, wo du sagst, na ja, das glaube ich nicht, dass ich das so gewollt habe.
Ob du das willentlich-bewusst gewollt hast – ja, das mag schon sein, dass du das vielleicht nicht so gewollt hast. Aber unbewusst hast du all das erschaffen.
Diese inhärente Opferschelte brachte schon den Quantenphysiker Florian Aigner in Rage:
Zu behaupten, dass jeder im Leben dieselben Möglichkeiten habe und der Erfolglose durch seine mentale Einstellung selbst Schuld am persönlichen Unglück sei, ist menschenverachtender Unfug.
In seinem Buch „Warum wir nicht durch Wände gehen“ schreibt er:
Solche Behauptungen sind nicht nur physikalisch unhaltbar, sie sind auch moralisch völlig inakzeptabel.
Das hindert freilich „die Herrin der Anziehungskraft“ (Dreksler/Balder), die Australierin Rhonda Byrne, nicht daran, Sentenzen wie diese zu verhökern:
Das Gesetz der Anziehung gibt Ihnen zuverlässig jede Kleinigkeit in Ihrem Leben auf der Grundlage dessen, was Sie selbst gegeben haben.
Sie ziehen finanzielle Umstände, Ihren Gesundheitszustand, persönliche Beziehungen, Ihren Job und auch jedes einzelne andere Ereignis sowie jede Erfahrung in Ihrem Leben magnetisch an und erhalten all dies basierend auf den Gedanken und Gefühle, die Sie aussenden.

In einer Vollbild-Reportage erklären sowohl Betroffene als auch Psychologen wie Lucas Dixon oder Gabriele Oettingen, was diese Schuldumkehr mit vulnerablen Menschen macht.
Und wie reagieren die Wünschelwichte auf Kritik?
Die Psychologin in Ausbildung und stellvertretende Relinfo-Leiterin Julia Sulzmann hat es bei einem „Selbstliebe-Seminar“ von Pierre Franckh und seiner Gattin Michaela Merten in Basel getestet:
Ich melde mich und erkundige mich nach Franckhs Einstellung zu struktureller Ungleichheit im Zusammenhang mit Manifestation und Seelenplänen.

Sulzmanns Bericht ist überaus lesenswert, gibt er doch einen seltenen Einblick in die Verfasstheit von kommerziellen Vollesoterikern wie Franckh, Merten und Co.:
Wenig überraschend sind Franckh und Merten nicht begeistert von meiner Frage. Auch die anderen Teilnehmenden schauen mich verständnislos und leicht schockiert an. Kritische Fragen hört man bei Veranstaltungen dieser Art eher selten […]
Und was nun kommt, lässt mich vollkommen sprachlos zurück. Eine solch schamlose Täter-Opfer-Umkehr habe ich bis jetzt selten erlebt.
Der vollständige Artikel findet sich hier.
Höret, ihr Wünschelwichte: Hic Rhodos, hic salta,
formulierten Dreksler/Balder 2007 ihr Fazit:
Langweilt uns nicht mit Tante-Emma-Wundern! Wenn ihr heilen könnt, heilt die Millionen Krebs-, Herz- und Aidskranken. Wenn ihr zaubern könnt, zaubert Essen für die zwei Milliarden, die niemals satt werden. Und wenn ihr etwas mit Garantie wünschen könnt, wünscht Frieden auf Erden.
Heilt, zaubert und wünscht. Aber hört endlich auf, uns zu verarschen.
„Gefährliches Wunschdenken – der Hype um Manifestation“ ist auch Thema bei der Jahresfachtagung der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI) vom 23. bis 25. Mai und bei Skeptics in the Pub Augsburg am 5. Juni.
Quellen:
- Sulzmann, Julia „Pierre Franckhs Selbstliebe-Seminar in Basel“ relinfo (25. April 2025)
- Sulzmann, Julia „Manifestieren – ein aktueller Trend zwischen Wunscherfüllung und Selbstvermarktung“ relinfo (30. Januar 2025)
- Harder, Bernd „Du bist dem Universum egal: Warum Manifestieren Unsinn ist“ skeptix (17. Januar 2025)
- Science Cops „Die Akte Manifestieren“ quarks (28. Oktober 2023)
Titelfoto: Pixabay/Mohamed_hassan
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