Für sein Buch „Die Reise ins Reich“ recherchierte Tobias Ginsburg fast ein Jahr lang in der „Reichsbürger“-Szene – auch beim „Königreich Deutschland“.
Über seine Erkenntnisse sprach er unter anderem 2023 bei phoenix:

Oder beim Youtuber Marvin:

Oder bei der Jahrestagung der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI).
Noch im April nahm er einen Podcast mit den „Fake Busters“ vom österreichischen Kurier auf:
- Reichsbürger und Staatsverweigerer 2/2: Undercover bei Verschwörungsgläubigen
Seit dem Verbot des „Königreichs“ ist Ginsburg einmal mehr ein gefragter Gesprächspartner, etwa bei
- phoenix
- Deutschlandfunk Kultur
- Kulturzeit (3sat):

Mir erzählte er Ende 2018:
Relativ naiv ging es bei mir los, als ich mir meinen Reisepass schnappte und für ein Wochenende das berüchtigte Königreich Deutschland besuchte, eine ganz besonders krude Politsekte im sachsen-anhaltischen Wittenberg.
Aber diese ersten paar Tage inmitten wirrer Aussteiger und esoterischer Fundamentalisten reichten schon, um mein Bild der Reichsbürger gründlich zu zerrütten: Hinter ihrem scheinbaren Wahnsinn steckt System.
Es ist eine zentrale Verschwörungstheorie, die Menschen ganz unterschiedlicher Couleur und aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zusammenbringt: Das deutsche Volk sei Opfer einer Weltverschwörung und die Bundesrepublik ein Teil dieses Komplotts und daher kein legitimer, souveräner oder echter Staat.

Es ist eine immens heterogene und weitreichende Szene entstanden – und so wurde auch aus meiner kurzangelegten Recherche eine achtmonatige Reise in die wahnhaften Abgründe Deutschlands.
Dort tummeln sich eisenharte Neonazis und Rechtsextremisten genauso wie friedensbewegte Systemkritiker, lichtumspülte Esoteriker genauso wie wohlsituiert-bürgerliche Menschenfeinde.
Ich kam auch in den Genuss, einige AfD-Politiker kennenzulernen, die an genau diesen Mist glauben und Kontakte in die Szene pflegen.
An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert:
Wenn Sie glauben, die BRD ist Teil einer bösen Verschwörung und nicht das wahre Deutschland, dann liegt es ja quasi auf der Hand, dass man dagegen vorgehen möchte,
erklärt Ginsburg bei phoenix:
Man darf nicht vergessen, dass das eine Logik der Notwehr ist. Wenn ich glaube, es gibt eine große Verschwörung gegen mich, gegen mein Land, mein Volk – früher oder später ist dann halt die Frage: Was kann ich tun, wie kann ich mich verteidigen?
In der „Kulturzeit“ bei 3sat appelliert der Schriftsteller und Theaterregisseur: „Es darf nicht mit diesem Verbot enden.“ Weiterhin müsse auf die Inhalte der ganzen Szene geschaut werden, nicht nur auf einen Verein wie das KRD, „der vielleicht schrill daherkommt“:
Dann reden wir über sehr viel dunklere, braunere, gewaltbereitere Gruppierungen, und dann reden wir auch über Menschen, die heute im Bundestag sitzen, und die nichts anderes glauben als das, was die Grundlage für die sogenannte Reichsbürgerei ist.
Derzeit soll es etwa 25.000 „Reichsbürger“ in Deutschland geben.
Einen ausführlichen Bericht über „Königreich Deutschland“ hat heute auch Lars Wienand bei t-online veröffentlicht. Demzufolge habe die „Gerechtigkeitsabteilung“, das „Justizministerium“ des „Königreichs“, nach der Verbotsverfügung Anwälte losgeschickt. Die Aussichten, dass das Königreich noch lange Bestand hat, stünden allerdings schlecht.
Zum Weiterlesen:
- Wienand, Lars „Dobrindt holt den König vom Thron“ t-online (14. Mai 2025)
- Eßlinger, Laura „So funktioniert das Finanzsystem des Königreich Deutschland“ capital (14. Mai 2015)
- Ginsburg, Tobias „Die Reise ins Reich“ rowohlt (19. Oktober 2021, Originalausgabe von 2018)
- Harder, Bernd „Der König ist nackt: Peter Fitzek verhaftet, sein Königreich Deutschland verboten“ skeptix (13. Mai 2025)
- „Das Ende vom Königreich Deutschland“ spiegel (13. Mai 2025)
- Unger, Christian „Eigene Dörfer, krude Ideologie: So gefährlich sind Reichsbürger“ morgenpost (13. Mai 2025)
- Harder, Bernd „Reichsbürger“ – ein Leitfaden für die öffentliche Verwaltung“ skeptix (22. Januar 2025)
- „Die Verschwörungsmythen der Reichsbürger“ zdf (21. Mai 2024)
- Rathje, Jan „Reichsbürger und Souveränismus“ APuZ (27. August 2021)
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