Der „Gigant von Cardiff“ war bloß ein riesiger Schwindel

(Lesedauer ca. 3 Minuten)

Aber bitte, deinen Riesen sollst du haben,

dachte sich der Tabakpflanzer George Hull, nachdem er mit einem Methodistenprediger in einen Streit über die Wortwörtlichkeit der Bibel geraten war. Hulls Kontrapart glaubte an vorzeitliche Riesen, frei nach dem ersten Buch Mose.

Hull witterte ein Geschäft und erschuf einen Riesen – den „Cardiff Giant“, wie der drei Meter große Gipsblock schließlich genannt wurde, als er im Oktober 1869 „zufällig“ in Cardiff bei New York ausgegraben wurde.

https://www.youtube.com/watch?v=CW5pJWllojA

Am Ende kann man eigentlich nicht anders als „laut zu lachen“, sagen Maximilian Doeckel und Jonathan Focke zu „one of America’s greatest hoaxes“.

In der aktuellen Folge von Science Crimes (neu: „Zwischen Fortschritt und Frevel“) gehen sie der unglaublichen Geschichte nach.

https://www.youtube.com/shorts/QeMGwTKQCxk

Eine künstlerische Interpretation von „einer der größten wissenschaftlichen Fälschungen in der Geschichte der nordamerikanischen Archäologie“ (Wikipedia) kann man noch bis zum 10. August im Kunst Museum Winterthur bewundern – im Rahmen der Ausstellung „Hoisted from the Pit“ des Videokünstlers Tony Oursler:

https://www.youtube.com/shorts/RTzLEBjx_UM

Die Ausstellung thematisiert Fake News, Verschwörungstheorien und Manipulation anhand der historischen Figur des Cardiff Giant, einer der bekanntesten wissenschaftlichen Fälschungen Nordamerikas.

1868 ließ der Betrüger George Hull eine über drei Meter große Steinfigur anfertigen und auf einer Farm in Cardiff, New York, vergraben, um sie später als versteinerten Riesen zu präsentieren. Sein Ziel war es, den Glauben an biblische Riesen auszunutzen und mit dem vermeintlichen Sensationsfund finanziellen Gewinn zu machen.

Obwohl die Figur bald als Fälschung entlarvt wurde, löste sie eine breite mediale Debatte aus und regte selbst Wissenschaftler zu Spekulationen an. Oursler greift diese unglaubliche (Erfolgs-)Geschichte auf, um Parallelen zur heutigen Flut an Fake News, manipulativer Kommunikation und damit verbundenen Geschäftspraktiken zu ziehen.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Wikipedia/Martin Lewison

Kommentare

Eine Antwort zu „Der „Gigant von Cardiff“ war bloß ein riesiger Schwindel“

  1. Der Riese von Cardiff mitsamt seinen Nachfolgern ist auch eine der Geschichten, die Heinrich Zankl in seinem schönen Buch „Irrwitziges aus der Wissenschaft. Von Leuchtkaninchen bis Dunkelbirnen“ erzählt. Ein Klassiker der anthropologischen Fälschungen.

    Damals gab man sich noch richtig Mühe mit der Herstellung von Artefakten. Die Fake News von heute sind dagegen Fälschungen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, um eine Formulierung von Walter Benjamin zu bemühen.

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