Klingt seltsam:

Sollte man eigentlich erwarten, dass Schulen so etwas wie „Bildung“ vermitteln.
Aber:
Seit über hundert Jahren werden in Deutschland Kinder und Jugendliche an Waldorfschulen unterrichtet – und es scheint kaum zu interessieren, wie es ihnen geht.
Darauf weist „Lea/#exwaldi“ in ihrer aktuellen taz-Kolumne „Exit Waldorf“ hin.
In Großbritannien, Schweden, Frankreich und Österreich seien zum Teil gravierende Qualitätsmängel festgestellt worden:
Was würde wohl passieren, wenn auch bei uns Waldorfschulen regelmäßig und systematisch überprüft würden?
Vor elf Jahren räumte das Magazin Erziehungskunst vom Bund der Freien Waldorfschulen ein, dass „fast die Hälfte der Schüler mindestens zeitweise Nachhilfe in Anspruch“ nehme. Als ein Hauptgrund dafür wurden „ehrgeizige Ziele von Eltern in Bezug auf die Abschlüsse“ genannt.
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wie der Bildungsforscher Stefan Hopmann von der Uni Wien erklärt, kämen Waldorfschüler überdurchschnittlich oft aus gut situierten, bildungsbürgerlichen Familien. Und die sind in der Lage, Defizite der Waldorfpädagogik finanziell und anderweitig zu kompensieren.
Unabhängige Untersuchungen über Waldorfkarrieren (etwa im Vergleich mit Gymnasiasten aus entsprechenden Milieus) sind uns nicht bekannt:
Die möchten sich nicht über die Schultern gucken lassen,
sagte Hopmann 2014 der FAZ.
In einem früheren Beitrag schrieb Frau Lea:
Auch wie viele Schüler*innen die Waldorfschule vorzeitig verlassen, weil der angestrebte Abschluss nicht mehr realistisch ist, steht nirgends.
Die bisher erschienenen Folgen der „Exit Waldorf“-Kolumne:
- Waldorfschulen und Leistung: Auch Waldorfkinder haben ein Recht auf Bildung
- Kindgerechte Ästhetik bei Waldorf? Waldorf schafft Wohlfühlräume, allerdings für Erwachsene
- Missbrauch und Mobbing: Waldorfschulen müssen ihre Kinder besser schützen
- Lehrplan an Waldorfschulen: Die andere Hälfte der Welt vermessen
- 100. Todestag von Rudolf Steiner: Nichts zu danken
- Glückliche Momente in der Waldorfschule: Und trotzdem müssen wir die Strukturen kritisieren
- „Epochenunterricht“ in der Waldorfschule: Didaktisch wertvoll oder doch nur autoritär?
- Wie die Waldorfschule Vertrauen lehrt: Sie wollen Fügsamkeit
- Religion in der Waldorfschule: Nein danke, ich will ihn lieber nicht suchen
- Steiners Menschenbild: Dämonenkinder und Heuschreckenmenschen
- „Zeugnissprüche“ an Waldorfschulen
- Weltbild der Waldorfschule: Ein besserer Mensch sein?
- Schuljahresende an Waldorfschulen: In die Ferien hinein meditieren
- Korpsgeist in Waldorfklassen: Disziplin und cholerische Bauern
- Rudolf Steiners Rassismus: Er glaubte an weiße Vorherrschaft
- „Förderung“ an Waldorfschulen: Allein mit dem Heileurythmisten
- Mangelhafte Bildung: Von der Waldorf- zur Regelschule
- Unterricht in Waldorfschulen: Ein Gebet als Morgenspruch
- Anthroposophische Medizin: Sie quälen sich mit Schmerzen
- Anthroposophische Kreativität: Mein Hocker ist dein Hocker
- Naturkosmetik und Anthroposophie: Weleda kommt mir nicht ins Haus
- Gefühl der Ungerechtigkeit: Waldorfs Demokratieverständnis
- Waldorfschulen und das Böse: Drachen töten – gegen Neugier
- Waldorfschule als Gemeinschaft: Zum Leben erweckt, doch uniform
Titelfoto: Freepik
Schreibe einen Kommentar