Geld manifestieren ist eine Sache – Numerologie eine andere, mit der man sich zielsicher in die Pleite befördern kann.
Schweizer Medien wie der Tagesanzeiger und die Berner Zeitung berichten über obskure Finfluencer, die mit esoterischem Schnickschnack wie numerologischen Codes schnelle Börsengewinne für jederman versprechen.
Star der Szene scheint der Amerikaner Gary Grinberg zu sein („The Godfather of Numerology“), der sich in den sozialen Medien „Gary the Numbers Guy“ nennt:

Seine Posts erinnern an die von Blendern, wie es viele in den sozialen Medien gibt. Seine Ideologie vermarktet Gary über das Kürzel GG33.
Eine 45-minütige Privat-Sitzung in einem Videocall mit ihm – ein sogenanntes Reading – bietet er zum Preis von bis zu 2000 US-Dollar an.

Daneben hat „Gary“ Verschwörungstheorien und diskriminierende Überzeugungen im Angebot. Alles nichts als Humbug – aber offenbar dazu geeignet, vor allem junge Menschen in ihren Bann zu ziehen:
Der auf Radikalisierung spezialisierte Forensiker Jérôme Endrass sagt, solche Influencer seien häufig extrem geschickte Manipulatoren. Die Vorgehensweise sei immer ähnlich:
„Sie identifizieren potenzielle Opfer, schenken ihnen Aufmerksamkeit, versprechen ihnen angeblich exklusives Wissen. Sie behaupten, die Welt da draussen wolle sie täuschen. Gerade wer nach Orientierung sucht, findet das hoch attraktiv.“
BZ und Tagesanzeiger erzählen ihre Geschichte an einem 20-Jährigen namens Luca entlang, der nach Angaben seiner Mutter nur noch vor dem Computer sitze und in Zahlen denke. Warum er dabei trotzdem nicht reich wird, können die Journalist:innen nachvollziehen, als sie einen von Lucas Finfluencern kontaktieren:
Schon am nächsten Tag erklärt uns ein Mitarbeiter per Zoom, wie man einsteigt. Man müsse nur ein Konto auf einer Trading-Plattform einrichten und dann zu genau definierten Zeitpunkten bestimmte Aktien oder andere Finanzmarktprodukte kaufen oder verkaufen, erklärt dieser.
Die Codes für die Anweisungen basierten auf numerologischen Berechnungen. „Alles, was du machen musst, ist, dem Code zu folgen und die Trades in Auftrag zu geben. Dann ist schon alles erledigt.“
Das Ganze gibt es aber nicht gratis: Der Zugang zu Schulungen und Codes kostet laut dem Mitarbeiter im Zoom-Call 6920 Dollar.
Und da diese „Codes“ auf einer Pseudowissenschaft basieren, kann man sich lebhaft vorstellen, warum Luca kaum mehr wiederzuerkennen ist und „immer noch pleite“ ist – obwohl er doch eine 8 sei, in der Numerologie die Zahl des Erfolgs und der Finanzen.

Auch im deutschsprachigen Raum finden sich solche Angebote.
Das riecht stark nach einer Masche, mit der man den Leuten mit fragwürdigen Versprechen das Geld aus der Tasche zieht,
sagt in dem BZ/Tagesanzeiger-Artikel der Ökonom Christoph Sax.
Und wir weisen nochmal darauf hin:
Warum setzen sich die „Geldhexe“ und Co. nicht mit ihren herbeigewünschten Millionen zur Ruhe – anstatt mühselig Online-Kurse zu verhökern?
Zum Weiterlesen:
- Brönnimann, Christian „Absturz in esoterische Finanz-Community: Ich erkenne meinen Sohn nicht wieder“ tagesanzeiger (1. September 2025)
- Brönnimann, Christian „Absturz in esoterische Finanz-Community: Ich erkenne meinen Sohn nicht wieder“ Berner Zeitung (1. September 2025)
- Harder, Bernd „Heal your Finances: Geldhexen machen eher arm statt reich“ skeptix (12. August 2025)
- Kreil, Christian „Mit wem soll Kurz koalieren? Die Numerologie weiß Rat“ derStandard (7. November 2019)
Titelfoto: Unsplash/Christian Dubovan
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