„Mehr auf Belege schauen“: Medizinsoziologe über die aktuellen Spritzenattacken

(Lesedauer ca. 3 Minuten)

Für einen „klassischen Fall von gesellschaftlicher Panik“ hält der Medizinsoziologe Robert E. Bartholomew die jüngsten Berichte von Spritzenattacken in Frankreich.

Bartholomew arbeitet an der Universität Auckland in Neuseeland und bezeichnet sich selbst als „specialising in Mass Hysteria and Social Panics“. Er hat sich unter anderem mit dem „Havanna-Syndrom“ beschäftigt und ein Buch über „Social Panics & Phantom Attackers“ (2024) veröffentlicht. Darin findet sich das Kapitel „Spiked! The Great British Needle-Spiking Panic: A Crime in Search of Criminals“.

Dem Spiegel sagte er, soziale Panik spiegele die vorherrschenden Ängste wider:

Unmittelbar vor den „Attacken“ in Frankreich wurde in den sozialen Medien des Landes viel darüber diskutiert, dass junge männliche Migranten vor hätten, Frauen mit HIV-infizierten Nadeln zu attackieren.

Warum? Angeblich hätten sie sich dafür rächen wollen, dass sie von der Gesellschaft oder von Frauen zurückgewiesen worden wären.

Dies ist Teil einer weitverbreiteten urbanen Legende, die seit den Achtzigerjahren im Zusammenhang mit verunreinigten Nadeln kursiert.

https://kurzlinks.de/krs5

Der Journalist und Autor erinnert in diesem Zusammenhang auch an die „Satanic Panic“ der frühen 1980er. Angeblich seien damals etwa in Manhattan Beach, Kalifornien, über 300 Kinder sexuell missbraucht worden:

Damals war ich mir sicher, dass es wahr sein musste. Schließlich können sich doch 300 Kinder nicht irren! Am Ende blieb davon nichts übrig, alle Angeklagten wurden freigesprochen. So auch jetzt in Frankreich: Wer geht schon davon aus, dass 145 Menschen sich irren?

Bartholomew plädiert dafür, „mehr auf Belege zu schauen“, aber auch kein Victim Blaming zu betreiben, sondern die Frauen ernst zu nehmen, die Sorge haben, betroffen zu sein.

Darauf hatten wir schon in unserem ersten Beitrag zum Thema hingewiesen.

Auch Bartholomew schrieb 2022 in Psychology Today, dass Angst und Stress zu echten körperlichen Symptomen führen könnten.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Unsplash/Kajetan Sumila

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