Im vergangenen Jahr sprach sich die Journalistin Katharina Menne für eine „ethisch vertretbare, gerechte und transparente Forschung“ zum Thema Geoengineering aus:
Experten und Expertinnen sind sich mittlerweile einig, dass es ohne zusätzliche technische Anstrengungen nicht zu schaffen sein wird, die globale Erwärmung auf weniger als 2 Grad – oder besser noch auf unter 1,5 Grad – im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wie es die Pariser Klimaziele von 2015 festlegen.
Selbst wenn die ganze Welt sofort ihre Treibhausgasemissionen nachhaltig und effektiv senken würde, ist das 1,5-Grad-Ziel bereits recht sicher außer Reichweite. Deshalb rückt das Geoengineering zunehmend in den Fokus der Wissenschaft.
Parallel dazu hatte die American Geophysical Union – eine der wichtigsten geowissenschaftlichen Fachgesellschaften – ethische Rahmenrichtlinien vorgestellt.

Zu diesem Zeitpunkt erklärte die Bundesregierung zum wiederholten Male, dass
… aufgrund der bestehenden Unsicherheiten, Implikationen und Risiken Solar Radiation Management (SRM) für sie derzeit als klimapolitische Option nicht in Betracht komme.
In den Jahren davor hatte es Kleine Anfragen zum Beispiel von der AfD und den Grünen gegeben. Eher gefahrenzentriert äußerten sich auch das Umweltbundesamt und die Bundeswehr über Geoengineering:
Die Folgen können heute weder ausreichend vorhergesehen, noch abgeschätzt werden.
Eine Analyse der Heinrich-Böll-Stiftung ergab 2018:

Auch der US-Klimatologe Michael E. Mann nahm dazu in den Blättern für deutsche und internationale Politik umfangreich Stellung.
In zwei Aufsätzen
- Propheten der Untätigkeit (8/21)
- Anpassung ist nicht genug (9/21)
subsummiert Mann Geoengineering unter den „Taktiken der treibenden Kräfte für Klimaleugnung und Verzögerung von Klimaschutzmaßnahmen“.
Seine Hauptbefürchtung:
Wenn wir diesen Planeten mit verkorksten Geoengineeringversuchen ruinieren, gibt es anschließend kein Zurück mehr.

Klimafakten sehen in Geoengineering „allenfalls eine gewisse Ergänzung mit begrenztem Nutzen, aber teils hohen Risiken“.
Allerdings:
Je weiter die Erwärmung fortschreitet, je mehr Wetterextreme wir erfahren, desto mehr kommt der Wunsch danach auf, doch bitte was dagegen zu machen,
erklärt die Atmosphärenphysikerin Ulrike Lohmann von der ETH Zürich in der ARD-Doku „Kampf ums Klima – Was, wenn jemand die Sonne abdunkelt?“

Der zirka 45-minütige Beitrag ergeht sich zunächst einmal in dem Fehler, „Cloud Seeding“ (Wolkenimpfung, also eine Art Wettermodifikation) irgendwie mit Geoengineering gleichzusetzen – das ist mitnichten das Gleiche, wie man hier oder bei Chemtrail-Fragen nachlesen kann. Eine Dokumentation „zur sogenannten Wolkenimpfung in Deutschland“ gibt’s von der Bundesregierung.
Natürlich haben Wolken auch etwas mit dem Klima zu tun – das hätte man aber differenzierter erklären müssen, als mit dem holprigen Übergang bei Minute 15:40 vom „Wettermachen“ hin zu „noch größeren Interventionen“.
Im weiteren Verlauf geht es im Kern um die Frage, was die schlechtere Alternative für die Menschheit ist:
Entweder eine gescheiterte Klimapolitik führt zu Konflikten – oder die verzweifelte Suche nach einer technischen Notbremse.
Zitat von der Physikerin Claudia Wieners vom Institut für Meeres- und Atmosphärenforschung in Utrecht:
Ich würde diese Forschung nicht machen, wenn wir nicht schon ein Riesenproblem hätten. Es ist bizarr, dass wir überhaupt an diesen Punkt gelangt sind, wo wir so eine Schweinerei ernstlich überlegen.
Den Beitrag gibt es in der ARD-Mediathek und bei Youtube.
Zum Weiterlesen:
- Szameit, Jens „Riskante Klima-Manipulation: Physikerin nennt eigene Forschung Schweinerei“ focus (12. August 2025)
- Krüger, Charlotte „Geo-Engineering: Das riskante Unternehmen, die Sonne zu verdunkeln“ tagesschau (11. August 2025)
- Fichtner, Ullrich „Geoengineering: Weltrettung mit allen Mitteln“ spiegel (9. August 2025)
- Petereit, Dieter „Geheimes Klimaexperiment gestoppt: Wie eine Kleinstadt die Sonnen-Dimm-Pläne von Tech-Milliardären durchkreuzte“ t3n (8. August 2025)
- „Fehlende Wolken begünstigen Erderwärmung“ tagesschau (5. Dezember 2024)
- Menne, Katharina „Geoengineering soll ethisch vertretbar erforscht werden“ spektrum (23. Oktober 2024)
- Fix, Leo „Künstlicher Regen durch Cloud Seeding“ Technikjournal (24. Juli 2024)
- Rohwedder, Wulf „Wettermanipulation: Cloud Seeding spielte in Dubai keine Rolle“ tagesschau (18. April 2024)
- Erdmann, Elena „Climategate, die Hockeyschläger-Kurve und der Kampf gegen die Leugner“ zeit (14. Februar 2024)
- Radford, Benjamin „EPA Debunks Chemtrails“ skeptical-inquirer (25. Juli 2025)
Titelfoto: Pixabay/fotoblend
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