So sehen typischerweise die Erfolge von „Vermisstenhellsehern“ aus:
- Die Behauptung:

- Die Realität:

- Die Behauptung (im Vermisstenfall Vanessa Huber):

- Die Realität:

- Die Behauptung:

Die Realität:

- Die Realität (im Fall einer 84-jährigen Vermissten aus Bellheim und des notorischen „Sehers“ Michael Schneider):

- Die Behauptung:

- Die Realität:

- Die Realität:

- Die Realität:

„Vermisstenhellseher“ dürften in der gesamten Esoterik-Szene an Perfidität und Widerwärtigkeit ihresgleichen suchen. Und nein – weder gab es „schon Fälle, wo Vermisste durch die Visionen tatsächlich gefunden wurden“ noch haben die Angehörigen von vermissten Personen „nichts zu verlieren“, wie Social-Media-Kommentatoren sich in solchen Fällen mitunter zu äußern pflegen.
Was nämlich passiert, schildert die Autorin Lynne Kelly in ihrem Skeptic’s Guide to the Paranormal im Zusammenhang mit dem Vermisstenfall Genette Tate (England). Sie zitierte Genettes Vater John Tate so:
Es kamen viele Leute zu uns, die uns einen Hoffnungsschimmer gaben. Am Anfang griffen wir nach jedem Strohhalm. Doch die Versprechungen der „Medien“ erwiesen sich allesamt als Lügengespinste. Sie weckten nur falsche Hoffnungen.
Manchmal glaubten wir wirklich, wir hätten eine Spur. Die Vorschläge und Ideen der „Sensitiven“ nagten an unserem Verstand. Doch immer, wenn es konkret wurde, führten die angeblichen Spuren nirgendwo hin – außer in tiefste Verzweiflung.
Wir merkten bald, dass die Hellseher, die vor unserer Haustür standen, so eine Art „Vertreter-Typen“ waren, die, wenn sie sich erst einmal eingeschlichen hatten, nicht mehr so einfach wieder fort gingen. Es waren Menschen mit übersteigertem Selbstbewusstsein, die sich unbedingt durchsetzen wollten.
Sie trampelten rücksichtslos auf unseren Gefühlen herum, die ohnehin schon an der Grenze der Belastbarkeit waren. Innerhalb kürzester Zeit versetzten sie uns seelisch völlig in Aufruhr und der Einfluss dieser Leute begann sich äußerst unangenehm auszuwirken. Selbst wenn wir es nicht wollten – sie waren immer da, auf unserer Türschwelle, und erwarteten, dass sie mit offenen Armen empfangen würden.
Wir merkten bald, dass die Tätigkeit der ,übersinnlich Begabten’ nicht nur unsinnig und lächerlich war – sie war übel und bösartig. Als wir erst einmal in diesem Netz der Täuschungen – und genau darum handelte es sich – gefangen waren, war es für uns sehr schwer, uns wieder frei zu kämpfen.
Nichts von alledem führte jemals zu irgend etwas, außer zu immer neuen Enttäuschungen und Verwirrungen. Die Hellseher und Wahrsager hatten uns mit ihren Suggestionen zu Sklaven und Abhängigen gemacht.“
Der australische Skeptiker Richard Saunders fragte sich bei seinem CSICon-Vortrag im Oktober in Las Vegas ebenfalls, was das für Menschen sind, die
… wissentlich Menschen abzocken und betrügen, die in Trauer, Angst oder Verzweiflung sind:

Der Chief investigator der Australian Skeptics appellierte an die skeptische Community, das „weite Feld“ der sogenannten „Psychic Detectives“ im Auge zu behalten und Medien und Öffentlichkeit über diese Scharlatanerie aufzuklären.
Tatsächlich finden sich neben zahlreichen Gefälligkeitsinterviews zum Beispiel mit Michael Schneider nur wenige kritische Artikel in der Presse. Die Märkische Onlinezeitung (MOZ) schrieb über ihn:
Schneider sucht die Öffentlichkeit, kontaktierte die Chefredaktion dieser Zeitung und diverse Lokalredaktionen. Den Hörer legt er selten von selbst auf. Seine Mails sind lang und haben viele Absätze. Und wenn man ihm einmal seine Nummer gibt, dann ist es schwer, ihn wieder abzuwimmeln.
Und die Märkische Allgemeine (MAZ):
Die MAZ hat gründlich in ihrem Kaffeesatz gelesen und wagt die Voraussage, dass Michael Schneider Ermittlern und Redaktionen auch künftig Ratschläge geben wird, die keiner bestellt hat.
Auch wenn Schneider nach eigenen Angaben „kein Geld“ nimmt und ausgesetzte Belohnungen „spendet“ – was sind das für Menschen?
Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke in einem Interview:
Wenn kein finanzielles Motiv dahintersteckt, dann ist das Motiv eher in der Person selbst zu suchen. Und das ist sehr häufig: sich wichtig zu fühlen und Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Person will relevant sein und sich mit diesem medienträchtigen Fall irgendwie assoziieren.

Auch in dem True-Crime-Podcast Der Fall ging es um die Frage:
Was motiviert diese vermeintlich hellsichtigen Menschen dazu, sich zu melden? Und welche Tricks nutzen sie, um Betroffene von ihren Kräften zu überzeugen?
Co-Host und Skeptix-Mitglied Lydia Benecke sagte dazu bei Deutschlandfunk Nova:

Ein Infopaket von Benecke zum Thema „Vermisstenhellseher“ gibt es hier.
Denn niemand sollte auf diesen dreisten Nonsens reinfallen:

Nochmal Lydia Benecke:
Es ist sehr wichtig, darüber aufzuklären, dass durch vermeintlich übersinnliche Angebote noch nie ein Vermissten- oder Mordfall gelöst wurde. Es gibt manchmal solche Behauptungen, diese halten einer rationalen Prüfung aber nie stand.
Das bedeutet: Angehörige sollten sich keinesfalls auf unseriöse Angebote einlassen, die nachweislich niemals das bringen, was sie in Aussicht stellen, dafür aber schweren, mindestens emotionalen Schaden anrichten können.
Quellen:
- Video „Psychic Detectives: False Trails“ cfi (13. Februar 2025)
- „Warum sich Fremde in Vermisstenfälle einmischen“ wdr (7. Oktober 2024)
- Radford, Benjamin „Psychic Detectives and the Tragedy of Harley Dilly“ skeptical-inquirer (März/April 2021)
- „Fall Rebecca: Chefermittler platzt wegen Hellseher der Kragen“ rnd (19. August 2019)
- Debionne, Philippe „Wie Wahrsager der Polizei helfen wollen“ Berliner Zeitung (18. März 2019)
- Radford, Benjamin „Alex Tsakiris, Psychic Detectives, and Bad Science“ skeptical-inquirer (13. Oktober 2015)
Titelfoto: Unsplash/Artem Kovalev
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