von Lea Heuser (Kommunikatz)
Bereits am 9. Dezember 2024 gastierten die Quarks Science Cops Maximilian Doeckel und Jonathan Focke im Rahmen der Ringvorlesung „Medizin & Ethik“ in der Aachener Uniklinik. Anlass war die Veröffentlichung ihres Buches „Aber meiner Tante hat’s geholfen!“. Eingeladen hatte das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin zusammen mit dem federführenden studentischen Forum „Medizin & Ethik“, der Evangelischen Studierendengemeinde Aachen, der Medizinischen Fakultät und der Fachschaft Medizin. Der Hörsaal war mit rund 150 Menschen (und einem Hund) gut gefüllt und die gelöste Stimmung deutete stark darauf hin, dass im Publikum überwiegend Fans der Podcast-Serie saßen. Da es sich um eine Vorlesung handelte, für die es auch ECTS-Punkte gab, waren natürlich viele Studierende vor Ort, aber auch Menschen ohne Hochschulhintergrund oder zumindest längst Fertigstudierte zeigten Interesse.
Der Vortrag hatte, im Gegensatz zu den Podcast-Folgen, kein Skript. Max und Jonathan erzählten gewohnt locker von ihrer Arbeit, wie es zu ihrem Podcast kam und was sie damit bezwecken. Sie starteten kurz vor der Pandemie und wollten eigentlich Pseudomedizin auf satirische Weise im Stil einer 80er-Jahre-Krimiserie entlarven. Dann kam das Coronavirus und es gab mit den wirren Ideen aus der entstehenden Querdenken-Bewegung plötzlich deutlich mehr zu ermitteln, als zuvor gedacht.
Überraschenderweise konnten sie berichten, dass viele ihrer Hörer*innen nicht nur ihre ohnehin schon klar skeptischen Ansichten bestätigen wollen, sondern dass es auch viele Zweifelnde unter ihnen gibt. Menschen hören von einer pseudomedizinischen Methode oder einer „umstrittenen“ Theorie und suchen nach Informationen darüber. So stoßen sie häufig auf die Science Cops und können von diesen dann noch rechtzeitig davor bewahrt werden, auf (un)wissenschaftlichen Unsinn hereinzufallen.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen sie mit ihrem Buch. Hier sind viele ihrer Fälle zusammengefasst und es ist neben einer höchst unterhaltsamen Lektüre auch ein tolles Nachschlagewerk für Menschen, die mit einer Methode liebäugeln und sich vorher aber doch nochmal schlau machen wollen, ob diese wirklich wirkt oder eben Quatsch und Geldschneiderei ist. Zur Illustration dessen entwickelten Max und Jonathan sogar ein eigenes Pseudomedizinprodukt, sogenannte „Waldluftkapseln”. Anhand derer erklärten sie im Vortrag, wie solche Quatschartikel funktionieren: Ein Name, der wissenschaftlich, mystisch und gut klingt, ein möglichst geringer Produktionspreis und -aufwand, aber die größten und umfassendsten, gerade noch so rechtlich zulässigen Heilsversprechen. „Waldluftkapseln“ sollen in heißes Wasser gelegt und der Dampf dann ganz in Ruhe einige Minuten lang eingeatmet werden. „Es ist ja logisch, dass die Leute sich dann auch entspannter fühlen, aber das liegt eben nicht an der vermeintlichen Waldluft sondern daran, dass sie sich hinsetzen und ausruhen“, erklärten die Erfinder – genau, wie die Energy Pearls von Zara Secret, über die es in diesem Sommer eine Science Cops Folge gab, allein dadurch dafür sorgen, dass Menschen sich besser fühlen, weil sie mehr Wasser trinken als sonst. Dafür müssten sie aber keine mehrere Hundert Euro teuren Glasperlen in das wasser legen. Die „Waldluftkapseln“ untermauerten die Science Cops mit wissenschaftlich anmutenden Verweisen auf Studien. Allerdings erläuterten sie auch, dass es sich um Untersuchungen pflanzlicher Terpene in der Waldluft handelte, die sich in Kapseln gar nicht einfangen und konservieren lassen bzw. deren Konzentration extrem weit unter irgendeiner wirksamen Menge liegt.
Im Anschluss an den Vortrag gaben sie in der angeregten Fragerunde u.a. preis, wie sie mit SLAP-Klagen oder den gelegentlichen Versuchen umgehen, sie juristisch unter Druck zu setzen. Hier sei ein großer Arbeitgeber wie der WDR mit einer guten Rechtsabteilung Gold wert. Kleine Podcasts ohne einen solchen Apparat im Hintergrund ließen sich zwangsläufig viel leichter einschüchtern und die Science Cops hätten da aufgrund der rechtlichen Rückendeckung ganz andere Möglichkeiten, auch mal eine Bedrohung auszusitzen. Als Lieblingsfolge aller Zeiten einigten sie sich auf die schon etwas ältere Folge zum Zentrum der Gesundheit. Hier sei vor, während und nach der Ausstrahlung kontinuierlich zu beobachten gewesen, wie Texte aus dem Onlineangebot verschwanden oder verändert wurden und wie offenbar etwas in Bewegung geriet.
Im persönlichen Gespräch mit den beiden Podcastern während der Autogramm- und Selfie-Session am Ende wurden natürlich auch noch herzliche Grüße und ein großer Fan-Dank von Seiten der Skeptix ausgerichtet und wir erfuhren, dass Max und Jonathan sich nicht scheuen, mit Themen wie Homöopathie, grüner Gentechnik oder Glyphosat auch politisch befreundete und in anderen Bereichen eigentlich vernünftige Leute gegen sich aufzubringen. Wir sagen: Weiter so! Umdenken ist manchmal hart, aber in einer so unterhaltsamen Form macht es sogar Spaß.