Einem brisanten Thema widmet sich „Lea/#exwaldi“ in der neuen Folge ihrer taz-Kolumne Exit Waldorf:

„Frau Lea“ kritisiert, dass im neuen Mobbing-Leitfaden vom Bund der Freien Waldorfschulen „waldorfspezifische Probleme gar nicht erst benannt werden“.
Darunter subsummiert sie die Bildung von „Schicksalsgemeinschaften“ (Klassen, die konzeptionell zwölf Jahre lang zusammenbleiben), Karmadenken, Selbstgenügsamkeit, Abschottung nach außen, Ikea-Effekt – was insgesamt „ein hohes Risiko für Übergriffe“ hervorbringen könne:
Wir müssen uns klarmachen, dass es Schulen ohne Gewalt nicht gibt – unabhängig von Ästhetik, Klientel und Schultyp.
Wir sollten uns nicht von einer gewissen Ästhetik blenden lassen, sondern immer genau hinschauen, wie Strukturen und Machtverhältnisse aussehen und wie wir für Kinder da sein können.
Dazu passt auch, was der Schweizer Autor und Filmemacher Hans Peter Riegel in einem Welt-Interview sagt:
Man sollte die Anthroposophie nicht dämonisieren und damit größer machen als sie ist.
Allerdings bin ich der Auffassung, dass man Menschen darüber aufklären sollte. Etwa Eltern, die ihre Kinder in Waldorfschulen geben oder Menschen, die ihr Heil in anthroposophischer Medizin suchen. Es ist natürlich jedermanns persönliche Entscheidung.
Aber bevor ich meine Kinder einer esoterischen Lehre übereigne oder meine Hoffnung auf eine Pseudowissenschaft setzte, sollte ich ein bisschen mehr über die Hintergründe wissen.
Die bisher erschienenen Folgen der „Exit Waldorf“-Kolumne:
- Missbrauch und Mobbing: Waldorfschulen müssen ihre Kinder besser schützen
- Lehrplan an Waldorfschulen: Die andere Hälfte der Welt vermessen
- 100. Todestag von Rudolf Steiner: Nichts zu danken
- Glückliche Momente in der Waldorfschule: Und trotzdem müssen wir die Strukturen kritisieren
- „Epochenunterricht“ in der Waldorfschule: Didaktisch wertvoll oder doch nur autoritär?
- Wie die Waldorfschule Vertrauen lehrt: Sie wollen Fügsamkeit
- Religion in der Waldorfschule: Nein danke, ich will ihn lieber nicht suchen
- Steiners Menschenbild: Dämonenkinder und Heuschreckenmenschen
- „Zeugnissprüche“ an Waldorfschulen
- Weltbild der Waldorfschule: Ein besserer Mensch sein?
- Schuljahresende an Waldorfschulen: In die Ferien hinein meditieren
- Korpsgeist in Waldorfklassen: Disziplin und cholerische Bauern
- Rudolf Steiners Rassismus: Er glaubte an weiße Vorherrschaft
- „Förderung“ an Waldorfschulen: Allein mit dem Heileurythmisten
- Mangelhafte Bildung: Von der Waldorf- zur Regelschule
- Unterricht in Waldorfschulen: Ein Gebet als Morgenspruch
- Anthroposophische Medizin: Sie quälen sich mit Schmerzen
- Anthroposophische Kreativität: Mein Hocker ist dein Hocker
- Naturkosmetik und Anthroposophie: Weleda kommt mir nicht ins Haus
- Gefühl der Ungerechtigkeit: Waldorfs Demokratieverständnis
- Waldorfschulen und das Böse: Drachen töten – gegen Neugier
- Waldorfschule als Gemeinschaft: Zum Leben erweckt, doch uniform
Zum Weiterlesen:
- Schuler, Bettina „Wir haben unsere Tochter in guten Händen gewähnt“ Krautreporter (5. Februar 2025)
- Grundner, Sarah „Danke für den Lacher, Rudi“ skeptix (30. März 2025)
- Waldorfkritik-Blog
- Hildebrand, Lukas/Unterberg, Swantje „Was Eltern von Waldorfschulen erwarten – und was sie bekommen“ spiegel (24. Mai 2025)
- Pofalla, Boris „Von Waldorf bis Weleda: Das Grundeinkommen ist der Versuch, die anthroposophische Hierarchie zu zementieren“ welt (22. Mai 2025)
Titelfoto: Freepik
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