Exorzisten – krasse Männer Gottes oder gefährliche Allmachtsphantasten?

(Lesedauer ca. 5 Minuten)

Torik Borger treibt Dämonen aus:

https://www.youtube.com/shorts/tdg9LvWtw3w

In den meisten von Toriks Videos und Reels geht es um Dämonenaustreibung. Da er hinter fast jeder Krankheit einen Dämon verortet, hat er auch einiges zu tun und kann den meisten Menschen einreden, dass sie Dämonen haben,

heißt es auf der privaten Seite Bibellexikon.

Er legt einen großen Fokus auf Dämonen,

schreibt auch Relinfo über den Anfang 20-Jährigen:

https://www.youtube.com/shorts/mTYcPAW0h70

Oder muss es heißen: legte?

„Torik ist tot“, verkündigte Borger vor kurzem, der sich jetzt „Hendrik“ nennt und den neuen Youtube-Kanal Knecht Christi betreibt. Er sei „mit Jesus am Kreuz gestorben“ und „beerdigt“ worden, salbadert der umstrittene Christfluencer in einem Shortvideo vor sich hin.

Ob das wohl etwas damit zu tun haben könnte, dass der Youtuber „TJ“ (Tim Jacken) „die Doppelmoral“ von Torik Borger in einem Video „zerlegt“ hat? Jacken führte ein langes Interview mit Borger selbst und sprach mit verschiedenen Personen in dessen Umfeld, darunter seine erste und zweite Ex-Verlobte:

https://www.youtube.com/watch?v=VGLMXOn7ggg

Reichweitenstarke Youtube-Kollegen wie LeFloid und Rezo veröffentlichten Reaction-Videos, in denen sie darauf fokussieren, dass der „Ultra-Christ“ Torik beziehungsweise „Hendrik“ wohl doch nicht so fromm sei.

Neben Gewaltvorwürfen geht es in Jackens Beitrag „Wir zerlegen heute die Doppelmoral vom Christ-Fluencer Torik“ auch um die Persönlichkeitsstruktur des selbsternannten Befreiungsdienstlers. Bei der Jahresfachtagung 2024 der „Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus“ (EI) gab die angehende Psychologin Jasmina Eifert Einblicke in die Motivationsfaktoren von „Exorzisten“:

https://www.sektenwatch.de/sites/default/files/2024-09/Exorzismus_psychologisch_Eifert_Harder24.pdf

Vieles von dem findet sich in dem Video von „TJ“ über Torik Borger wieder, der bei jeder Gelegenheit hören wolle, was für ein „krasser Mann Gottes“ er sei und ähnliches mehr.

Widerwärtig.

Nichtsdestotrotz ist das Thema „Exorzismus“ wieder im Kommen – nicht nur auf den Philippinen, wohin es den freien Journalisten Felix Lill verschlagen hat.

Freikirchen und selbsternannte Heiler und Exorzisten treiben den Teufel in Privaträumen, Vereinsräumen, heimlich in “Safe-Häusern“ – oder via Video-Calls aus,

berichtet die österreichische Tageszeitung Kurier.

Die Religionswissenschafterin Nicole Bauer von der Universität Graz sieht im „Erstarken von charismatischen und pfingstlichen Spiritualitätsformen, global und hierzulande“, den Motor hinter dem Anstieg an Exorzismen. Das ist vermutlich richtig – im Deutschlandfunk erklärt Bauer indes, dass auch innerhalb der katholischen Amtskirche in Deutschland offiziell genehmigte Exorzismen durchgeführt würden. Beispiele dafür nennt sie jedoch keine, und wenig später spricht Bauer dann nur noch von „Einzelfällen fernab der Reglementierungen“, wie sie auch in der EI-Tagungsbroschüre beschrieben werden.

Ähnlich beleglos („Aufgrund meiner Forschung kann ich mit großer Sicherheit sagen, dass in Deutschland auch in den letzten Jahren große Exorzismen durchgeführt wurden“) argumentierte Bauer bereits in einer MDR-Doku von 2023. Bisschen dürftig für eine Wissenschaftlerin, deren Publikation „Dämonen“ zum Wissenschaftsbuch des Jahres in Österreich gewählt wurde.

Auch Studien zur Wirkung von Exorzismus sind ihr keine bekannt – uns schon.

Aber warum werden „Exorzismus und Austreibungen ein immer größeres Thema“? Letztendlich geht es um Kontrollverlust und Zukunftsangst, sagt Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen:

Die Vorstellung, dass hinter all dem Bösen in der Welt oder im eigenen Leben der Teufel oder etwas Dämonisches steckt, ist ein einfaches Erklärungsmodell. In diesen Glaubenssystemen ist dann auch Exorzismus die logische Lösung.

Dass man freilich geltungssüchtigen Allmachtsphantasten wie Torik Borger das Handwerk legen muss, bekräftigt auch Schiesser in dem Kurier-Artikel:

„Statt notwendiger psychologischer und medizinische Hilfe und Medikamente, bekommen Hilfesuchende eine Austreibung nach der anderen“, weiß sie. Und das sei die große Gefahr.

Im schlimmsten Fall könne sich das Krankheitsbild dadurch verschlimmern. „Ohne echte Behandlung kann das Leben der Menschen in Gefahr sein.“

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Wikipedia

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