Taylor Swift ist tot. Miley Cyrus auch. Und Donald Trump. Und Dutzende weitere Promis, die wir gerade eben noch springlebendig im Fernsehen oder im Internet gesehen haben.

Getötet wurden sie von Prankstern zuhause am PC. Sogenannte Celebrity Death Hoaxes sind ein „social media sport“ geworden, schreibt das US-Portal FandomWire …
… where a single viral post can declare a star’s death faster than you can say “fake news.”

Schauspieler wie Eddie Murphy oder Adam Sandler sind mindestens schon 15- oder 20-mal im Netz gestorben, schätzt der Gründer der Webseite Gossip Cop, Michael Lewittes.
Neu ist das nicht – um dieses Thema ging es schon 2005 in meinem „Lexikon der Großstadtmythen“:
Einige Soziologen sehen darin eine Form von Protest – eine Art Selbstverteidigung gegen das multimediale Dauerfeuer, mit dem uns Stars und Sternchen über TV, Radio, Kino, Internet, Zeitschriften, Commercials und Comics angedient werden,
schrieb ich damals.
In einigen Fällen besteht die Absicht wohl auch darin, Journalisten in die Irre zu führen.

Heute sind die makabren Scherze in erster Linie ein Mittel, um Traffic auf das eigene Online-Profil zu ziehen, Likes, Kommentare oder Shares zu generieren. Denn wie alle Fake News zielt der Promi-Todesschwindel auf Emotionen:
Unser Belohnungssystem reagiert mit dem Glückshormon Dopamin nicht nur auf Süßes, sondern eben auch auf Informationen – wenn sie überraschend, dramatisch und möglichst emotional sind,
heißt es in einem aktuellen MDR-Beitrag. Und da Todesmeldungen von Prominenten „allgemein im Interesse weiter Teile der Bevölkerung stehen, scheint dies ein ziemlich lukratives Geschäft zu sein“.
Was es vor 20 Jahren indes noch nicht gab, ist KI. Und was man Prominenten damit andichten kann, zeigt Mats Schönauer in seinem Youtube-Kanal TopfvollGold:

… mehr als 100 YouTube-Kanäle entdeckt, die in den vergangenen Monaten wahnsinnige 30.000 KI-generierte Videos veröffentlicht haben.
Darunter nicht nur Videos, die angeblich die Leiche von Michael Schumacher zeigen oder die behaupten, Prominente hätten ihre Arme und Beine amputiert bekommen oder 300 Kilo zugenommen, sondern auch Videos, die verbreiten, Stars hätten ihr eigenes Kind vergewaltigt.
Das, was gerade auf Youtube passiert, sei „eine komplett neue Liga“.

Auch die Dead Hoaxes gehen weiterhin viral und scheinen sogar „ein aktueller Trend“ (profil) zu sein. Durch die neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz nehme das Phänomen eine bislang „nicht gekannte Größe“ an.
Superstars mit „viel Übersterblichkeits-Know-how“ (Stern) wie Morgan Freeman mögen es sich leisten können, gelassen-süffisant auf die eigene Todesnachricht zu reagieren:
Ich lese immer wieder, dass ich tot bin. Ich hoffe, dass diese Geschichten nicht wahr sind.
Weniger spaßig findet Fabian Kahl („Bares für Rares“) sein angedichtes Frühableben:
Mit Titeln wie „Schock! Die Todesursache von Fabian Kahl ist unbekannt“, „Fabian Kahl, Ruhe in Frieden, Kahl!“ oder „Fabian Kahl 1991-2024“ versuchen Betrüger, Leute im Netz dazu zu bewegen, auf ihre Videos zu klicken.

„Es wühlt einen auf“, sagt Kahls Lebenspartnerin Yvonne Arnolds in einem MDR-Beitrag:
Mich hat es irgendwie schon getriggert, weil man macht sich jetzt ein bisschen mehr Gedanken, wenn Fabian alleine unterwegs ist.
Außerdem, ergänzt Kahl:
Ich lebe ja davon, dass mir Menschen etwas anbieten, was ich gerne kaufen möchte, um es dann weiter zu verkaufen.
Wenn jetzt aber die Mehrheit der Menschen denkt, ich bin verstorben, hört das bei mir auf, dass mir Leute etwas anbieten und damit ist es geschäftsschädigend.
Ob strafbar, ist allerdings fraglich, heißt es bei Lawinfo.de. Zumal die Identität der Schädigenden in der Regel nicht bekannt ist und sie von der Plattform auch nicht namhaft gemacht werden. Gegen die Plattform selbst vorzugehen, um zumindest eine Löschung der Falschbehauptung zu erzwingen, „kann sich ziehen und teuer werden“, schreibt das österreichische Nachrichtenmagazin profil.
Und so geht das gefakte Promi-Massensterben auf Social-Media-Plattformen wohl ungebremst weiter:



Tatsächlich gestorben sind gerade Michael Sumler von „Kool & the Gang“, Peter Kwong („Big Trouble in Little China“) und Ed Gale („Chucky – Die Mörderpuppe“).
Das erfährt man beim Dead People Server, einer Facebook-Seite, die ursprünglich 2007 gegründet wurde, um den „Dead Hoaxes“ eine seriöse Informationsquelle über aktuelle Promi-Tode entgegenzusetzen:
Only post current deaths. When posting, always put the name of the person, their birth and death dates and something about them. If you only add a name and a link, it will be removed because links can just disappear from the Web and a name without information is useless.
Double-posted info & death rumors are deleted.
Zum Weiterlesen:
- Meßmer, Nadine „Falsche Todesanzeigen – was bedeutet das rechtlich?“ lawinfo (13. Mai 2025)
- Kern, Julian „Das zynische Geschäft mit falschen Todesmeldungen“ profil (24. März 2025)
- Schönauer, Mats „Wie Prominenten in KI-Videos erfundene Vergewaltigungen angehängt werden“ Übermedien (20. Dezember 2024)
- Gocke, Christoph „Fabian Kahl kämpft gegen Fake-Videos im Netz“ zdf (6. November 2024)
- „Wirbel um Todesmeldungen – Bares für Rares-Star reagiert“ t-online (5. November 2024)
- Roß, Hannes „Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben“ stern (31. Juli 2024)
- Eisenbrand, Roland „Die KI-Content-Welle rollt schon längst durchs Netz – das sind ihre kuriosesten Auswüchse“ omr (22. Februar 2024)
- Berger, Annette „Wenn einen die Künstliche Intelligenz für tot erklärt“ stern (25. Februar 2024)
- „Death hoax“ bei Wikipedia
- „Paul is dead“ bei Wikipedia
- Simoncelli, Coline „Paul is dead: Ist Paul McCartney 1966 gestorben?“ giga (3. Juni 2024)
- „Verschwörungstheorien: Ist Paul McCartney seit 1966 tot?“ profil (15. Oktober 2015)
- Gray, Delilah „Celebrities Who Were Victims of Viral Death Hoaxes“ yahoo (30. April 2025)
- Rath, Sweta „60 Hollywood Actors Who Have Been a Victim of Celebrity Death Hoax“ fandomwire (25. November 2024)
- Orzessek, Arno „Übersterblichkeit unter Celebrities“ Deutschlandfunk (13. Januar 2021)
- Sprankles, Julie „24 Celebs Who Were Rumored to Have Died – but Didn’t“ sheknows (29. März 2018)
- Moses, Lucia „How celebrity death hoaxes power fake news“ digiday (6. Januar 2017)
- „Celebrity Death Hoaxes“ cbsnews (29. Dezember 2010)
- „Künstliche Intelligenz“ bei Mimikama
- „Künstliche Intelligenz“ bei der bpb
Titelfoto: Wikipedia
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