Buchcover zu Karl Bruggers Büchern über Akakor und Tatunca Nara

Eine tödliche Esoterikerzählung

(Lesedauer ca. 2 Minuten)

Ein Mann, der sich als Oberhaupt eines indigenen brasilianischen Stammes vorstellt, aber in Wirklichkeit aus der Nähe des oberfränkischen Coburg stammt. Eine angeblich 12000 Jahre alte Stadt unter der Erde mit Kontakten zu außerirdischen Hochkulturen und versteckten Nazi-Truppen. Touristen, die im Regenwald verschwinden und zum Teil tot aufgefunden werden. Ein Bischof, der mit einem geheimen Hochtechnologie-Gürtel der Indigenen geflogen sein soll. Ein Auslandskorrespondent der ARD, der ein erfolgreiches Esoterikbuch schreibt und auf offener Straße erschossen wird.

Die seltsame Geschichte des angeblichen indigenen Anführers Tatunca Nara und der erfundenen Stadt Akakor, an deren Aufdeckung der bekannte Abenteurer Rüdiger Nehberg beteiligt war, wird heute vor allem noch wegen der ungeklärten Morde erzählt. Im Januar griff der True-Crime-Podcast Die Schwarze Akte die Geschichte auf, gestützt unter anderem auf die History-Channel-Produktion The Curse of Akakor aus dem Jahr 2021. Einige Hintergründe zu Tatunca Naras Erzählungen, aber vor allem die Kriminalgeschichte, erzählt ein Podcast von Nuno Alves aus dem Jahr 2022. Im Juli folgte eine dreiteilige ARD-Crime-Time-Doku, die auf Material zurückgreifen konnte, das bereits  2009 für den Dokumentarfilm Das Geheimnis des Tatunca Nara von Regisseur Wolfgang Brög und Rüdiger Nehberg aufgenommen worden war. So  kann man sich auch heute noch umfangreich über den Fall informieren.

Was aber aus der True-Crime-Perspektive gerne etwas in den Hintergrund tritt, ist der Ausgangspunkt der gruseligen Ereignisse: eine aberwitzige Esoterikerzählung aus dem Buch “Die Chronik von Akakor” des ARD-Korrespondenten Karl Brugger, das ab 1976 in deutschen Buchhandlungen stand. Letztlich war es dieses Buch, durch das die verschwundenen Touristen ihren Weg in den brasilianischen Regenwald fanden. Ziemlich offensichtlich wurde es auch zur Inspiration für einen Indiana-Jones-Film. Einen Eindruck von den darin verbreiteten Inhalten geben einige Seiten auf einer privaten Website, die offenbar ein Exzerpt darstellen sollen: „Weise waren die Deutschen Anführer und von Urteil ihre Gedanken.“ Die Chronik von Akakor wurde von großen Verlagen wie Knaur und Econ und schließlich noch einmal im Jahr 2000 vom rechtsesoterischen Kopp Verlag herausgegeben, ist heute aber nur noch antiquarisch zu absurden Preisen im Handel. Gleiches gilt für das 2006 ebenfalls im Kopp Verlag erschienene Buch Die Wahrheit über die Chronik von Akakor, das einen Rezensenten auf Amazon zu der Überzeugung brachte, „dass die frühe Geschichte Südamerikas neu geschrieben werden sollte“. Noch erhältlich ist dagegen ein E-Book aus dem Jahr 2017, das die Geschichte um die angebliche Dschungelstadt noch einmal aufwärmt und um den Mord an Karl Brugger eine neue Verschwörungserzählung spinnt.


Kommentare

Eine Antwort zu „Eine tödliche Esoterikerzählung“

  1. Michael Fischer

    Was für eine phantastische Story!

    Auf viele weitere interessante News, Geschichten, Schocker etc. auf diesem Blog dieser schönen neuen Website!

    (Gut, dieser Kommentar wird die Leser vermutlich nicht unbedingt von den Socken hauen, aber – ein Anfang ist gemacht!)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert