Mehr als 600.000 Euro für die Katz.
Von den 800.000 Euro, die der bayerische Landtag vor fünf Jahren für eine komplett unsinnige Homöopathie-„Studie“ zur Verfügung stellte, sind 635.013,97 Euro ausbezahlt worden – für nichts und wieder nichts.
Das geht aus einer schriftlichen Anfrage der SPD-Abgeordneten Ruth Waldmann (via Gesundheits-Check) hervor:

Zur Erinnerung:
Im November 2019 hatte der bayerische Landtag beschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, ob mit Hilfe homöopathischer Präparate der Einsatz von Antibiotika verringert werden kann.
Konkret sollte an 240 Probandinnen mit regelmäßigen Harnwegsinfekten getestet werden,
… ob die Frauen seltener Antibiotika verschrieben bekommen, wenn sie homöopathische Zuckerkügelchen erhalten, hochverdünnt basierend auf Ausgangsstoffen wie Petersilie, Blei, Fluss- oder Phosphorsäure, als wenn sie „Placebo“-Globuli nehmen, die nicht nach homöopathischer Tradition hergestellt worden sind.
Fünf Jahre später, im November 2024, vermeldete die FAZ das Aus:
Die Studie hat die Rekrutierung abgebrochen, da die erforderliche Zahl an Probandinnen in einem sinnvollen Zeitraum nicht erreichbar gewesen wäre.
Am Ende standen lediglich 40 Probandinnen zur Verfügung. „Diese werden nun nachbeobachtet, doch aussagekräftige Ergebnisse sind so nicht zu erwarten“, schreibt die FAZ.
Dennoch verwahren sich das bayerische Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention und die Studienverantwortlichen vehement gegen „Begriffe wie Scheitern oder Abbruch“:

Tatsächlich ist die Pseudo-Studie immer noch online und auf der Seite clinicalTrials.gov ist der Status nach wie vor “Active, not recruiting”.
Anscheinend hat eine gewisse Zahl von Landtagsabgeordneten in Bayern ihre Globuli gegen Verwirrung nicht genommen, denn die Homöopathie soll dort allen Ernstes unter Denkmalschutz gestellt beziehungsweise zum „immateriellen Kulturerbe“ erhoben werden, was Dr. Joseph Kuhn im Science-Blog Gesundheits-Check aufgespießt hat:

Die Konzeption einer zudem angestrebten „Wanderausstellung mit Film zu Geschichte und Grundlagen der Homöopathie in Bayern“ soll auch nur 30.000 Euro kosten.
Na ja gut, von den 800.000 Euro für die Homöopathie-„Studie“ sind ja noch 164.986,03 Euro übrig. Warum sollte man damit etwas Sinnvolles machen?
Wie auch immer, ob 800.000 Euro oder 30.000 – man kann Frau Waldmann nur zustimmen:
Für Zucker ist es sehr viel Geld.
Quellen:
- Feldwisch-Drentrup, Hinnerk „TU München gab rund 100.000 Euro für Globuli aus“ FAZ (31. Dezember 2024)
- Feldwisch-Drentrup, Hinnerk „Homöopathie-Studie des Bayerischen Landtags scheitert“ FAZ (19. November 2024)
- Kuhn, Joseph „12 Fragen zur bayerischen Homöopathiestudie“ Gesundheits-Check (21. Februar 2023)
- Borkens, Yannick „Der Bayerische Landtag und die Homöopathie – ein kritischer Kommentar zum Antrag Todesfälle durch multiresistente Keime vermeiden IV“ Ethik in der Medizin (3/2020)
- Blasius, Helga „Bayerischer Landtag verdoppelt Ausgaben für Homöopathie-Studie“ Deutsche Apotheker Zeitung (14. Februar 2020)
- Kuhn, Joseph „Homöopathie als Traditionelle Europäische Medizin und immaterielles Kulturerbe?“ Gesundheits-Check (17. Februar 2025)
Titelfoto: Pixabay/Bru-nO
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