„Die meisten Katzen scheinen Fisch zu lieben“: Das Geheimnis der Tierkommunikation

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Es war im Mai 2016, als ich von einer Produktionsfirma für ein neues TV-Format zum Thema „Übersinnliche Phänomene“ angefragt wurde. In der Pilotfolge sollte es um „Tierkommunikation“ gehen – nicht zu verwechseln mit Pferdeflüstern, sondern

… die telepathische Kommunikation mit Tieren, also der gedankliche Austausch von Informationen,

wie einschlägige Anbieter für sich werben.

Aufrichtig begeistert erzählte mir die verantwortliche Redakteurin von ihrem Studiogast: einer bekannten Tierkommunikatorin, die nur anhand von drei Fotos detaillierte (und zutreffende) Angaben zu den entsprechenden Hunden geliefert habe.

Wie ich das erklären würde?

Ob ich die Fotos auch mal sehen könnte, war meine erste Reaktion. Eine Minute danach hatte ich die Aufnahmen im E-Mail-Eingang. Und zehn Minuten später übermittelte ich der Dame ebenfalls detaillierte (und korrrekte) Informationen zu den drei Tieren.

Wie das geht? Über die Google-Bildersuche waren die Fotos mühelos zu finden – zwei davon auf den Webseiten von Hundezüchtern, bei Hund Nummer drei handelte es sich um das Haustier der Moderatorin der Sendung, das bei zahlreichen Homestorys und Interviews mitfotografiert worden war.

Die Redaktion zeigte sich indigniert, die geplante Dokureihe wurde nie realisiert. Ob das mein Verdienst war – keine Ahnung.

Vermutlich ist die Google-Bildersuche nicht das einzige Geheimnis hinter der angeblichen „Tierkommunikation“. Aber auffällig ist schon, wie viele dieser Scharlatane ein Foto des Tieres als Voraussetzung für ihre Dienste verlangen.

In den übrigen Fällen dürfte für „Tierkommunikation“ das Gleiche gelten wie für Wahrsagerei, Astrologie und Co. Der Erfolg beruht zum einen auf der „gläubigen Erwartungshaltung der Kundschaft“, erklärt der Psychologe Colin Goldner der Zeitschrift Cavallo:

Der fällt es wie bei Hellsehern oder Astrologen nicht auf, dass die Antworten so vage und vieldeutig sind, dass sie immer irgendwie zutreffen.

Die etwas konkreteren Angaben sind ganz banal, hergeleitet aus dem äußeren Erscheinungsbild des Tiers – Foto genügt – sowie den zur Verfügung gestellten Daten.

Der Rest wird phantasiert.

Das liest sich im Paracelsus Magazin so:

Beim Hellriechen erhält man die Informationen in Form von Gerüchen. Fragt man z.B. ein Pferd nach seinem derzeitigen Aufenthaltsort, kann es sein, dass man als Antwort den Geruch einer frisch gemähten Wiese wahrnimmt. Das Pferd wird sich dann aller Voraussicht nach draußen befinden.

Beim Hellschmecken kommen die Antworten in Form von Geschmackseindrücken. Die meisten Katzen scheinen Fisch zu lieben, so dass von ihnen sehr oft ein intensiver Fischgeschmack übermittelt wird, wenn man sie zu ihrem Lieblingsfutter befragt.

Wer hätte das gedacht?

https://www.youtube.com/watch?v=fDOayv5tbTo

Um „Tierkommunikation“ geht es auch in der zweiten Folge der Geisterstunde mit Sebastian Bartoschek und dem Ghosthunter Tom Pedall (ab Minute 37:40). Dabei erklären die beiden, warum das Thema zunächst einmal „total witzig“ klingt, aber – wie bei dem allermeisten esoterischen Nonsens – es nicht ist.

In einer dreiteiligen Serie bei den Ruhrbaronen schreibt Pedall dazu:

Wer sein Tier innig liebt und aufmerksam beobachtet, wird auch ohne Telepathie erkennen, wenn es seinem Tier nicht gut geht. Ein Besuch beim Tierarzt ist in solchen Fällen unerlässlich, und ich rate dringend davon ab, sich allein auf die Aussagen eines Tierkommunikations-Dienstleisters zu verlassen.

Quellen:

Titelfoto: Freepik

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