Aldebaran 2.0 – Marie Brand ermittelt bei den Reichsbürgern

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern

heißt die neue Folge der Krimireihe „Marie Brand“, die in der ZDF-Mediathek zu sehen ist.

Eine Alien-Invasion?

Nicht ganz.

Die Bedrohung kommt von einer mutmaßlichen „Reichsbürger“-Gruppe, die sich „Aldebaran 2.0“ nennt – nach jenem Stern, der in rechtsesoterischen Kreisen als Ursprung der Arier gilt. Axel Stolls militante Epigonen haben einen Polizisten erschossen und drohen mit weiteren Anschlägen. Der „Tag der Befreiung“ stehe unmittelbar bevor.

Also ermitteln Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) im „Reichsbürger“-Milieu. Genauer gesagt in einer abgeschottenen Gemeinschaft, die in einem verfallenen Schloss am Kölner Stadrand lebt. Ähnlichkeiten mit dem „Königreich Deutschland“ sind durchaus beabsichtigt:

https://www.zdf.de/video/serien/marie-brand-und-104/marie-brand-und-die-bedrohung-vom-anderen-stern-100

Bei ihren erzwungenen Besuchen bekommen die Polizisten einen Einblick in den politischen Fanatismus der radikalen Verschwörungsideologen. Und es mag sein, dass Max Hopp den selbsternannten „Reichskanzler“ Guido Berger „so großartig widerlich wie überzeugend“ spielt, wie der Stern schreibt. Und doch bleibt von diesem „Reichsbürger“-König am Ende nur der Eindruck einer armen Wurst hängen, die zwischen Spendenbettelei und Staubsaugen chargiert.

Ob das der realen Gefährlichkeit eines Peter Fitzek wirklich nahekommt oder eher einer Verharmlosung gleicht, sei mal dahingestellt.

https://www.zdf.de/video/serien/marie-brand-und-104/marie-brand-und-die-bedrohung-vom-anderen-stern-100

Und genau daran krankt „Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern“.

Der Film erzählt eigentlich zwei voneinander unabhängige Geschichten, die nur von personellen Überschneidungen zusammengehalten werden. Im Grunde ist die ganze „Reichsbürger“-Szenerie lediglich Kulisse für eine konventionelle Rache-Story. Irgendwelche Einsichten zur Problematik solcher Gruppierungen lassen sich aus dieser „Marie Brand“-Folge kaum gewinnen.

Bleibt der lobenswerte Versuch, „gesellschaftspolitische Themen auch in leichteren Krimiformaten“ zu verarbeiten (Stern). Viel mehr nicht.

„Reichsbürger“, „Querdenker“ und Co. – das sind für den Soziologen Aladin El-Mafaalani „Misstrauensgemeinschaften“, die auf die Überkomplexität der modernen Gesellschaft und die Verregelung des Alltags mit einem fundamentalen Vertrauensentzug reagieren:

https://www.instagram.com/aladinelmafaalani/reel/DQj0R7YCAyA/

Letztlich erfüllt Misstrauen so dieselbe Funktion wie Vertrauen: Es entlastet, bietet Orientierung, schafft Klarheit,

schreibt der Spiegel zu El-Mafaalanis neuem Buch:

Misstrauen wirkt wie ein Gift, das einen jene Informationen höher bewerten lässt, die die misstrauische Haltung rechtfertigen. Psychologen sprechen vom Bestätigungsfehler […]

Vor allem auf Social Media bildeten sich Misstrauensgemeinschaften, sagt El-Mafaalani. Denn wer misstraut, vertraut oft anderen Menschen, die misstrauen. Egal, ob die auch über die Kompetenzen verfügen, die das Vertrauen rechtfertigen.

„Allein das gemeinsame Misstrauen verbindet.“

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: ZDF/Martin Valentin Menke

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