- Was kann man einem Vampirfilm wie „Twilight“ zu Aspekten wie Age-Gap-Beziehung, Enthaltsamkeit und Stalking entnehmen?
- Warum haben Menschen Vampire erfunden?
- Wofür steht die Figur des Vampirs?
Das sind Fragen aus dem neuen Themendossier „Vampirfilme“ des filmpädagogischen Online-Portals kinofenster der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb):

Analysiert werden
- Dracula (1931)
- Tanz der Vampire
- Der kleine Vampir
- So finster die Nacht
- Twilight
- Nosferatu (2024)
Die Arbeitsblätter (ab Klasse 3 bis Sekundarstufe I) beleuchten „die vielfältigen Facetten der beliebten Monsterfigur“ und eignen sich für die Fächer Deutsch, Englisch, Gesellschaftskunde, Ethik, Philosophie und Kunst.
Aus skeptischer Sicht hat sich zum Beispiel die englische Kulturanthropologin Deborah Hyde mit dem Vampirmythos beschäftigt, zum Beispiel mit der Gothic-Story „The Vampire of Croglin Grange“:



Um
Carmilla, Dracula, Nosferatu: Unsterbliche Faszination Vampir
ging es auch beim WTF-Talk am 27. Januar:

Nur eine Frage konnten unsere Experten Claudia Preis, Hans Meurer und Christian von Aster nicht beantworten:
Wieso trägt Vampirella in der Verfilmung von 1996 ein dermaßen „stümperhaft gestaltetes Outfit“ beziehungsweise ein Kostüm, das aussieht wie zwei rote Plastiktüten und eine Windel, die von dünnen Gurten zusammengehalten werden?

Im Netz kursiert zumindest ein Erklärungsansatz. Die WTF-Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.
Was uns an dem Unterrichtsmaterial von kinofenster.de zum Thema „Vampirfilme“ auffällt, ist, dass wichtige Fächer fehlen, wie etwa Biologie. Dabei gäbe es auch dazu einiges zu sagen, zum Beispiel über
Mann stirbt durch Biss von Vampir-Fledermaus.
Diese Meldung schockierte im Sommer 2011 die USA. Denn es handelte sich um den ersten bekannt gewordenen Todesfall dieser Art. Was war geschehen?
Zugegeben, ihre Gestalt ist von abstoßender Hässlichkeit, und zugleich weist sie dabei Merkmale auf, die an einen Menschen erinnern, weshalb sie für die Metamorphose eines lebenden Toten nicht gänzlich ungeeignet erscheint: Ihre Flügel sind deutlich als verlängerte, mit einer Flughaut versehene Arme und Beine zu erkennen. Der Kopf ist wie der eines Menschen aufgerichtet.
Sie hat zwei nadelscharfe, ziemlich große Zähne unter der Oberlippe ihres breiten Mauls, ihre Augen sitzen verhältnismäßig weit unten rechts und links des Mauls, was ihr ein sonderbares Aussehen verleiht, und die Unterlippe ist gespalten, damit sie die Zähne ungehindert in ihre Beute versenken kann.
Nicht verwunderlich also, dass den meisten Zeitgenossen die Vampirfledermaus fast ebenso widerlich ist wie der Vampir als übernatürliches Wesen selbst. Hinzu kommt, dass sie zur Gruppe der Nachttiere gehört, die beim „Tagtier“ Mensch ohnehin leicht Ängste auslösen können.
Besonders perfide: Menschen, die von dieser Vampirart überfallen wurden, stellen beim Aufwachen fest, dass ihr Bettlaken blutverschmiert ist.
Eigentlich müsste man also seine Mitmenschen von dem Aberglauben befreien, es gebe keine Vampire,
merkt die Internetseite fledermauskunde.de launig an.

Ebenso minutiös wie detailverliebt (fast wie in „Dracula“, wo der schwarze Umhang des Grafen noch an die Flügelhäute der fliegenden Säuger erinnert) schildert dieses Online-Portal die Nahrungsaufnahme der exotischen Flattertiere mit dem Gattungsnamen Desmodontidae:

- Zunächst kreisen Vampirfledermäuse in kleinen Gruppen über ihren Wirten und landen dann entweder neben oder auf ihnen.
- Am Boden nähern sie sich vorsichtig, um den Wirt nicht zu beunruhigen oder aufzuwecken, und suchen dann eine günstige Bissstelle. Sind sie auf dem Rücken oder Hals großer Wirtstiere nicht vorsichtig genug gelandet, werden sie zunächst abgeschüttelt und müssen erneut anfliegen.
- Ist eine geeignete Bissstelle gefunden, bereitet der Vampir den Biss sorgfältig vor: Er streckt zunächst seine Zunge weit heraus und berührt die Haut mit der Zungenspitze. Dann beleckt er eine Kreisfläche von zunächst 10–15 cm Durchmesser und drückt nach etwa einer Minute sein Maul auf die Hautfläche. Während der Andruck immer stärker und das Lecken immer schneller wird, verkleinert sich die eingespeichelte Hautstelle auf einen halben Zentimeter Durchmesser und ragt ins Maul hinein, wo sie schließlich von den Schneidezähnen eingeklemmt wird.
- In diesem Moment schließt der Vampir seine Kiefer, beißt die kleine Hautfalte ab, springt zurück, spuckt sie aus und kehrt sofort zur offenen Wunde zurück, um das austretende Blut aufzunehmen […]
Faszinierend.
Allerdings ist hier keineswegs von einem menschlichen Opfer die Rede, sondern es geht vor allem um Rinder, Pferde, Ziegen, Schweine und Kojoten. Und geografisch müssen wir die Blutsüffelei in Süd- und Mittelamerika verorten.
Was also ist im August 2011 in den Vereinigten Staaten passiert?
„Menschen werden meist in die Finger und Zehen, in die Nase und Ohren gebissen“, wie wiederum unsere Fledermausfreunde erklären:
Ein solcher Biss ist natürlich unangenehm, aber nicht so dramatisch, wie man sich das zunächst angewidert vorstellt.
Kommt darauf an.
Klar, der Blutsauger traf weder die Halsschlagader des 19-jährigen Opfers in den USA noch saugte er den Mann komplett aus. Trotzdem hatte das Tier es in sich: Lyssaviren nämlich, die Tollwut verursachen. Und das ist die mit Abstand größte Gefahr, die von dem Gemeinen Vampir (Desmodus rotundus) ausgeht. Der Saisonarbeiter war in Mexiko von einem der pelzigen Flatterbündel infiziert worden und kurz darauf auf einer Zuckerrohrplantage in Louisiana gestorben.

In Peru, Mexiko, Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten sind Tollwutepidemien durch Vampirfledermäuse nichts Neues. Den Statistiken der Weltgesundheitsorganisation zufolge kostet die Vampirtollwut manches Jahr bis zu zwei Millionen Rinder das Leben. Immer wieder verenden in den südamerikanischen Tropen ganze Herden daran – mit hohen volkswirtschaftlichen Verlusten.
Ungewöhnlich mutet jedoch die Häufigkeit an, mit der sich „die eher scheuen Tiere in den über Tausend Kilometer auseinander liegenden Orten neuerdings nachts auch auf Menschen stürzen“, wie derTagesspiegel 2004 schrieb:
Experten vermuteten, dass großflächige Abholzungen die Vampirfledermäuse aus ihrem ursprünglichen Habitat verdrängt haben könnten. Da die Wildtiere, von denen sie normalerweise Blut saugen, verschwunden sind, wenden sich die Fledermäuse nun den Warmblütern zu, die in großer Zahl vorhanden sind: den Menschen.
Da es in den abgelegenen Amazonasgemeinden keine festen Häuser gibt, sondern die Holzhütten mit Palmstroh gedeckt sind und Moskitonetze wenig benutzt werden, finden die nur etwa neun Zentimeter großen Vampire zudem mühelos Zugang zu den Schlafenden.
Jedenfalls werden Vampirfledermäuse in jüngerer Zeit als zunehmend aggressiv eingestuft. Mitunter kursieren in der lateinamerikanischen Presse Berichte wie jener aus dem brasilianischen Amazonasgebiet: „Vampire töten elf Menschen, 700 in Behandlung.“ Oder aus Peru: „Blutsäufer beißen 500 Personen“.
Der Tod des 19-jährigen Mexikaners in den USA schreckte jedenfalls auch die amerikanischen Gesundheitsbehörden auf. Sie befürchteten, der Klimawandel könne dazu führen, dass tropische Vampirfledermäuse sich weiter nach Norden ausbreiten. Also in Richtung der Vereinigten Staaten. Dieser Gefahr müsse man mit Präventivimpfungen, verstärkten Überwachungsmaßnahmen und Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung begegnen – nur so könnten künftige Krankheitsausbrüche eingedämmt werden, hieß es noch 2016.
Amerika von Vampiren bedroht: Das wäre dann keine fiktive Schlagzeile mehr, wie wir sie bislang nur aus Filmen wie „Schwingen der Angst“ oder „Vampire Bats“ kennen. Und vergessen wir in diesem Zusammenhang nicht den Filmklassiker „Dracula – Nächte des Entsetzens“.
Darin feiert der Vampirgraf wieder einmal seine Auferstehung. Durch das Blut einer Fledermaus.
Quellen:
- Benecke, Lydia „Unsterbliche Faszination Vampir“ spektrum (29. Januar 2025)
- Schmitz, Rahel Sixta „Vampire im Film“ kinofenster (28. Januar 2025)
- Harder, Bernd „Skeptiker, Vampirjäger und der Aberglaube gestern und heute“ skeptix (9. Januar 2025)
- Borrmann, Norbert „Lexikon der Monster, Geister und Dämonen“ Schwarzkopf & Schwarzkopf (1. Januar 2000)
- Copper, Basil „Der Vampir in Legende, Kunst und Wirklichkeit“ Festa (23. Januar 2007)
- „Vampire – oder die Orientierung der Blutsauger“ labor&more 5/2011
- Klell, Christine „Dracula – Mythen und Wahrheiten“ Styria (30. September 2010)
- Lamm, Lisa „Gendeffekt macht Vampirfledermäuse sozialer“ National Geographic (30. März 2022)
Titelfoto: Unsplash/Tim Alex
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