Die Masche geht immer weiter:
In Leimen (Baden-Württemberg) hat eine vorgebliche „Heilerin“ ein älteres Ehepaar um mehrere Tausend Euro gebracht – mit dem Vorwand, einen Fluch zu brechen, der ihre Erkrankungen verursache. „Hierzu benötige sie jedoch das gesamte Bargeld, welches das Ehepaar im Haus besitze“, heißt es im Polizeibericht:
In das Gespräch mischte sich eine weitere bislang unbekannte Frau ein, die Komplizin der „Heilerin“, welche die vermeintlich heilenden Fähigkeiten bekräftigte, denn auch sie wolle die Begabung in Anspruch nehmen.
Nachdem einige spirituell klingende Worte gesprochen wurden, gab die unbekannte Täterin dem Ehepaar das vermeintliche Bargeld zurück und bat darum, dieses für mehrere Tage in der Tüte zu belassen und unter dem Kopfkissen zu verstauen. Nach Ablauf der Tage könne man das Geld wieder nutzen.
Anschließend verließen die beiden unbekannten Täterinnen die Örtlichkeit und es stellte sich heraus, dass die Geschädigten nicht ihr Bargeld zurückbekamen, sondern dass ihnen eine identisch aussehende Plastiktüte übergeben wurde, in der sich lediglich Servietten befanden.
So arbeitete auch die Fake-„Schamanin“ Mariana M. in Österreich. Nach ihr wird weiterhin europaweit gefahndet. Ihre Schwiegertochter und Mittäterin Dona D. alias „Anna“, ihr Sohn Francesco und ihr Ex-Mann Dejan sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen soll im Herbst der Prozess gemacht werden.

Nach eigenen Angaben hat die zentrale Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Anklage wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs, krimineller Vereinigung und Geldwäscherei erhoben. Eine entsprechende Anklageschrift sei beim Landesgericht für Strafsachen Wien eingebracht worden:
Die Hauptangeklagte soll sich als sogenannte Schamanin ausgegeben und behauptet haben, die Opfer seien von einem Fluch befallen, der diese oder ihnen nahestehende Personen schädigen könne. Gegen Entgelt könne man den Fluch und bevorstehendes Unheil abwenden.
Auch soll sie die vermeintliche Reinigung von Wertgegenständen mit der Zusage angeboten haben, diese zu verbrennen oder vermeintlich gereinigt zu retournieren. Regelmäßig sollen sogenannte Rituale mit den Geschädigten zum Nachweis der von ihr selbst so genannten „bösen Energie“ bzw. eines „Dämons, der das Opfer befallen hatte“, durchgeführt worden sein.

Teilweise sollen den Opfern auch Bedürftigkeit, dringend anstehende medizinische Behandlungen oder Renovierungsarbeiten zur Herauslockung von Darlehen vorgetäuscht worden sein. Die Opfer gaben Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände heraus.
Tatsächlich sollen die Vermögenswerte weder verbrannt noch retourniert, sondern zur Finanzierung des eigenen Lebensstils verwendet und gewinnbringend angelegt worden sein, etwa durch Investitionen in Liegenschaften und Gold.
Die Ermittler gehen von einer Schadenssumme von rund 1,8 Millionen Euro aus. 19 Geschädigte sind der Polizei bislang bekannt. Die Zahl der Opfer könnte jedoch bis an die hundert gehen. Das Gericht muss die Klage noch zulassen. Den Verdächtigen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.
Zum Weiterlesen:
- „Vermeintliche Heilerin ergaunert erspartes Vermögen“ presseportal (24. Juli 2025)
- „Schaden in Höhe von 1,77 Millionen Euro: Schamanin in Wien angeklagt“ derStandard (31. Juli 2025)
- „Schamanin wegen Betrugs angeklagt“ orf (31. Juli 2025)
- Harder, Bernd „Hokus, Pokus, Pleitikus: Die Fake-Schamanin, ihre Epigonen und die große Esoterik-Abzocke“ skeptix (28. Februar 2025)
- Harder, Bernd „13 Opfer, 2,2 Millionen Euro Schaden: Neues von der flüchtigen Schamanin Amela“ skeptix (13. März 2025)
- Harder, Bernd „Technik, Timing, Zufallstreffer: Die Masche der Schamanin“ skeptix (29. März 2025)
Titelfoto: Landeskriminalamt Niederösterreich
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