Der erste echte Snuff-Film ist aufgetaucht – wirklich? Oder bleibt es eine Urban Legend?

(Lesedauer ca. 5 Minuten)

Contentwarnung:

In diesem Beitrag werden Gewalt, Suizid und psychische Erkrankungen thematisiert.

Um den

Horrorfilm, vor dem sogar das FBI Angst hatte

geht es in einer aktuellen Folge von CreepyPastaPunch:

https://www.youtube.com/watch?v=LpBv2Abq-uI

In den frühen 1990ern fiel dem Schauspieler Charlie Sheen ein japanisches Import-Video mit dem Titel „Flowers of Flesh and Blood“ in die Hände. Es zeigt die langsame und äußerst grausame Tötung einer jungen Frau durch einen als Samurai ausstaffierten Mann.

Völlig geschockt informierte Sheen das FBI. Am Ende stellte sich das scheinbar erste und einzige entdeckte Exemplar eines authentischen Snuff-Films als gut gemachte Fälschung heraus. Genauer gesagt: Als erste Regie-Arbeit des japanischen Manga-Zeichners Hideshi Hino mit dem Originaltitel „Ginī piggu 2: chiniku no hana“.

https://www.youtube.com/watch?v=8BTnqQ-IdLI

Mittlerweile ist „Flowers of Flesh and Blood” sogar bei Youtube verfügbar, als zweite Episode der siebenteiligen Ekel-Reihe „Guinea Pig“.

Bis heute gelten Snuff-Filme als „moderner Mythos“ (Wikipedia), der

… den maximalen Tabubruch der Medien-Gewalt und eines ontologischen Realismus kodiert.

Jetzt aber will das Magazin Vice den ersten wirklich echten Snuff Movie entdeckt haben:

https://www.vice.com/en/article/snuff-movie-the-vietnamese-butcher-13k/

Es handelt sich um einen kurzen Videoclip, der unter dem Titel „The Vietnamese Butcher“ kursiert und die Enthauptung eines jungen Mannes zeigt. Der Vice-Autor Ben Ditto ist durchaus darüber informiert, dass im Internet „a lot of death footage“ zu sehen ist, zum Beispiel „ISIS propaganda, cartel chainsaw beheadings, murders caught on CCTV“.

Nichts davon sei aber als „Snuff“ einzustufen, weil diese Filme nicht „for commercial profit“ angefertigt wurden.

In der Tat sind „Snuff Movies“ eben keine „Filme, in denen gezeigt wird, wie Menschen gewaltsam sterben“, wie das umstrittene Infoportal Rituelle Gewalt meint – dann wäre praktisch jede Tagesschau oder Ukraine-Doku mit Kriegsbildern ein Snuff-Film.

Was Snuff Movies ausmacht, definiert das Urban-Legends-Portal Snopes so:

https://www.snopes.com/fact-check/a-pinch-of-snuff/

Entscheidend sind also der Unterhaltungszweck, der Vorsatz der Verbreitung und die Gewinnerzielungsabsicht.

So gesehen, ist allerdings auch „The Vietnamese Butcher“ kein Snuff-Film. Ben Ditto schreibt zwar von „evidence“, dass das Video „was recorded to be sold online“, führt aber letztendlich keinen Beleg für diese Vermutung an.

Zu finden ist „The Vietnamese Butcher“ unter anderem auf einer Gore-Seite namens WatchPeopleDie, neben einer ausführlichen Analyse (die auszugsweise und sprachlich explizit, aber bis auf zwei Fotos ohne Film- oder Bildmaterial auch von NamuWiki geleistet wird). Offenbar existieren in den sozialen Medien eine Reihe von Postings und Chatverläufen, die darauf hindeuten, dass das Opfer an einer schweren paraphilen Störung litt und freiwillig mitmachte – vergleichbar etwa mit dem Fall Armin Meiwes.

Eine Kurzinfo zum angeblichen „first case of a legitimate snuff film“ gibt’s auch in der englischen Wikipedia.

Dass Snuff Movies – bis zum Beweis des Gegenteils – ein Mythos bleiben, darf natürlich nicht den Blick auf reale fragwürdige Online-Inhalte verstellen. Erst Ende August berichtete die Süddeutsche Zeitung über einen 14-Jährigen, der von Mitschülern vor laufender Kamera geschlagen und gedemütigt und mit diesen Aufnahmen schließlich in den Suizid getrieben wurde.

https://kurzlinks.de/tmzu

Ähnliches lief in der Online-Community „764“ und speziell im Fall „White Tiger“ ab. Saferinternet warnt vor Phänomenen wie „Happy Slapping“, „Smack Cam“ oder „Slap Cam“, wie auch die Süddeutsche Zeitung, jugendschutz.net informiert über „Gore im Wandel“, klicksafe gibt Tipps zum Umgang mit Schockinhalten im Internet, ebenso die Kriminalpolizei.

All das gibt es und ist unbedingt ernst zu nehmen. Aber Snuff-Filme sind eher mit der „Satanic Panic“ zu vergleichen, schreibt die Journalistin Alyse Wax: eine fiktive Projektionsfläche, die von echten Gefahren wegführt.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Unsplash/Елизавета Крылова

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