Ein „gefährliches weltanschauliches Angebot“ nennt das Innenministerium von Baden-Württemberg die „Germanische Neue Medizin“ (GNM):
Sie tritt mit dem pseudowissenschaftlichen Anspruch auf, Krankheiten auf vermeintlich einfache seelische Ursachen zurückzuführen, und kann dadurch insbesondere schwerkranke Menschen zum Abbruch notwendiger Therapien veranlassen, wodurch erhebliche Gesundheitsrisiken entstehen.
Hinzu kommen sektenähnliche Strukturen, die stark auf die Autorität ihres Begründers ausgerichtet sind sowie antidemokratische, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative.
Vor zwei Monaten berichtete das Schweizer Onlinemedium Flimmer.Media über GNM-Seminare in einem Landgasthof in Karsee im Allgäu.
Die grüne Landtagsabgeordnete Petra Krebs stellte daraufhin eine Kleine Anfrage an die Landesregierung. Die Antwort wurde jetzt veröffentlicht.

Daraus geht hervor, dass bislang wohl vier Zusammenkünfte im Gasthaus „Adler“ stattfanden, „die explizit die GNM thematisieren“. Als Veranstalter zeichnete die „Tafelrunde – Verein zur Förderung der Gesunderhaltung von Mensch und Natur“.
Weiter heißt es:
Problematisch an der GNM sind aus Sicht des LfV vor allem die Gesundheitsgefahren für Personen, die sich dieser Lehre zuwenden.
Die GNM ist als Ideologie zudem dazu geeignet, Antisemitismus in der Gesellschaft zu verbreiten – auch, da die Inhalte der GNM sehr anschlussfähig an andere Extremismusbereiche sind. Damit ist eine Vernetzung unterschiedlicher extremistischer Akteure denkbar.
Sie könnten über den geteilten Antisemitismus, den Glauben an Verschwörungserzählungen oder ihre Skepsis gegenüber evidenzbasierter Medizin in Kontakt kommen und sich vernetzen.
Was dagegen hilft? Letztendlich nur Aufklärung. Das Ministerium verweist in diesem Zusammenhang unter anderem auf die Webseite beware-bw.de mit verschiedenen Infotexten und Publikationen.
Auch die Schwäbische Zeitung berichtet über die GNM-Seminare, ebenso wie auch andere Medien, zum Beispiel in Leer und in Steyr (Österreich):
Wer glaubt, dass man im Jahr 2025 mit Referenz auf den Schwachsinn und die Widerwärtigkeit eines polternden Gurus [Ryke Geerd Hamer] keine Säle mehr füllen kann, der irrt […]
Mit 195 Euro ist man dabei – wenn man Lust hat, sich von einem Biologen und einem Akkupunkturmasseur und ehemaligem Karateka Heilkunde im allgemeinen und Traumata im Speziellen erklären zu lassen […]
Aufpassen sollte man vor allem bei den heutigen Handlangern Hamers.
Zum Weiterlesen:
- Grupe, Dirk „Heilslehre mit tödlichen Folgen: Schon rund 500 Menschen gestorben“ Schwäbische Zeitung (17. September 2025)
- Kreil, Christian „Die gefährliche Erbschaft des Guru Ryke Geerd Hamer“ derStandard (11. September 2025)
- Maier, Lotta „Die braunste Ecke der Pseudomedizin“ flimmer (26. Juli 2025)
- Harder, Bernd „Germanische Neue Medizin: Toleranz für eine tödliche Lehre?“ skeptix (10. Juni 2025)
- Harder, Bernd „Germanische Neue Medizin: Mit monotonem Sprechgesang gegen Krebs und Psychosen“ skeptix (14. März 2025)
- Podcast „Diagnose Tod – Germanische Neue Medizin“ Seelenfänger (14. März 2025)
- Quarks Science Cops „Germanische Neue Medizin: der Fall Ryke Geerd Hamer“ quarks (4. Oktober 2023)
- Klaus, Jacqueline „Mein Vater, ein Opfer der Germanischen Neuen Medizin“ sektenwatch
- Fathi, Alma „Die ideologischen Hintergründe der GNM“ sektenwatch
Titelfoto: Pixabay/KJ
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