„Das Rätsel um Long Covid“ bei den Quarks Science Cops

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Ein salomonisches Urteil:

Wer jeglichen Einfluss der Psyche bei Long Covid oder ME/CFS komplett von sich weist, komplett ablehnt, der oder die erzählt unwissenschaftlichen Unfug.

Und jetzt kommt aber das sehr, sehr große Aber: Wer sich auf der anderen Seite hinstellt und sagt, das ist alles nur Psyche, die Forschung zu den organischen Ursachen, die können wir eigentlich einstellen, der oder die erzählt auch sehr großen unwissenschaftlichen Unsinn, und zwar Unsinn, der Betroffene darüber hinaus noch deutlich härter treffen kann.

In der neuen Folge beschäftigen sich die Quarks Science Cops Maximilian Doeckel und Jonathan Focke mit der

Akte Long Covid: Warum findet keiner die Ursache?

https://www.youtube.com/watch?v=SYuae06tJfM

Die beiden Wissenschaftsjournalisten erklären, dass es „der Sache definitiv nicht gerecht“ werde, die Krankheitsursache auf die Psyche zu reduzieren. Es brauche weitere Forschung zu organischen Ursachen, da es durchaus Hinweise auf konkrete körperliche Veränderungen gebe:

Dazu gehört unter anderem verringerter Blutfluss im Hirn, erhöhte Laktatwerte, geringere Sauerstoffkapazität im Blut, erhöhte Antikörperwerte und einiges mehr. Das findet man.

Diese körperlichen Auffälligkeiten treten nicht alle gleichzeitig und auch nicht bei allen Patienten auf.

Das sei indes nicht weiter verwunderlich, wenn man sich vor Augen führe, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass verschiedene Endotypen von ME/CFS/Long Covid existieren:

Es kann sehr gut sein, dass mehrere oder sogar alle diese [vorher genannten] Krankheitsmechanismen richtig sind. Nicht unbedingt für den einzelnen Patienten, aber für alle Long-Covid-Patienten zusammengenommen.

In der Forschung kristallisiert sich nämlich immer mehr raus, dass Long Covid im Grunde eigentlich keine einzelne Krankheit ist, sondern, so sagt es die Long-Covid-Forscherin Akiko Iwasaki von der Yale Universität, sehr wahrscheinlich gibt es verschiedene Endotypen dieser Krankheit, also quasi Untergruppen von Long Covid, so wie man es ja auch bei anderen Krankheiten kennt.

https://www.youtube.com/watch?v=SYuae06tJfM

Es könne mithin sein, dass

… bei der einen Patientin die Corona-Infektion dazu geführt hat, dass das Immunsystem mit den Autoantikörpern die eigenen Körperzellen angreift.

Beim anderen Patienten hat das Virus dagegen Blutgefäße kaputt gemacht oder zu einer Nervenentzündung geführt, und bei einer dritten Patientin wiederum sind es mehrere Sachen auf einmal.

Nichtsdestotrotz sei es „prinzipiell möglich“, dass

… einige Symptome von Long Covid bei einigen Menschen auch eher psychisch entstehen können, wobei man das derzeit weder belegen noch widerlegen kann.

Bei der Erforschung und auch bei der Behandlung solle man daher psychosomatische Einflüsse „nicht einfach wegstoßen und ausklammern“.

Im nächsten Video der Science Cops in zwei Wochen geht es dann um „mögliche Therapien“. Die aktuelle Folge „Die Akte Long Covid: Warum findet keiner die Ursache?“ gibt es als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

Kommentare

4 Antworten zu „„Das Rätsel um Long Covid“ bei den Quarks Science Cops“

  1. Für mich bräuchte es die ganze Cop-Nummer nicht, zumal diese bei vielen Themen eher hinderlich ist, jene Menschen zu erreichen, die Schwurbel auf den Leim zu gehen drohen.

    Aber alles in allem ist das zumindest für mich das derzeit beste Format, um als Laie komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und mir aufgrund der Darlegung der Studienlagen (samt möglicher Unschärfen und Probleme) die Gelegenheit geben, mir eine Meinung zu bilden.

  2. Melanie Schleder

    Gut, dass ME/CFS und LC nicht als psychosomatische Krankheiten dargestellt werden.

    Leider wird wieder Rücksicht auf die Psychosomatiker genommen, die sich seit einem halben Jahrhundert die Deutungshoheit über ME/CFS anmaßen, aber bisher keine belastbaren Ergebnisse liefern konnten.

    Besonders die PACE-Studie, die die Wirksamkeit von Verhaltenstherapie und Aktivierung beweisen sollte, gilt heute als absolutes Negativbeispiel:

    https://mecfs-freiburg.de/pages/pace-studie.html

    Heute wissen wir, dass die Pandemie die ME/CFS-Zahlen immer noch anhaltend steigert. Valide Zahlen sind schwer zu finden wegen schlechter Erfassung (Fehldiagnosen, falche ICD-Codes, Dunkelziffer).

    Diese Berechnung geht von 1,5 Millionen ME/CFS- und Long Covid-Betroffenen in Deutschland aus:

    https://mecfs-research.org/en/costreport-long-covid-and-mecfs/

    Wem diese Zahl zu hoch erscheint, muss bedenken, dass hier ME/CFS und Long Covid zusammengefasst sind, und dass es bei beiden Krankheiten versch. Schweregrade gibt.

    Für ME/CFS heißt das, dass „mild“ Betroffene noch grade so arbeitsfähig sind, die Freizeit wird komplett zur Erholung benötigt. Diese Kranken fallen also nicht weiter auf.

    Langer Rede kurzer Sinn: Wir hätten sofort zu Pandemiebeginn wirksame Therapien für die Neuerkrankten haben können, hätte die Psychosomatik nicht jahrzehntelang die biomedizinische Forschung verhindert!

    Als betroffenes Vereinsmitglied bitte ich daher den Verein und seine Mitglieder, die Aussagen der Psychosomatik, besonders in Zusammenhang mit ME/CFS, kritisch zu hinterfragen.

    Denn Fehlbehandlung kann bei ME/CFS zu dauerhafter Verschlechterung führen.

    Die Psychosomatik hingegen hat bis heute keine Erfolge vorzuweisen.

  3. Hans-Peter Kroll

    Bei einem Großteil der MECFS-Erkrankten spielen Autoantikörper eine ursächliche Rolle, welche mit dem Krebsmedikament Daratumumab laut einer kleinen norwegischen Pilotstudie unschädlich gemacht werden können. Einige Probanden wurden nahezu gesund. Nun beginnt eine größere Studie zu Daratumumab bei MECFS mit 66 Patienten. Berechtigte Hoffnung für die Erkrankten.

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