Im Mai postete der Schweizer Comedian Gabirano Guinand ein selbstironisches Video, in dem er wieder das zeigt, „was er zwischenzeitlich verloren hatte: die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen“, schreibt das Online-Magazin Republik:

Er sitzt darin im Auto und dreht sich zu uns: „Alles, was passiert: gelogen! Ich schick dir eine Doku, die geht nur siebzehn Stunden.“
Schnitt, und Gabirano spricht zu einem imaginären Freund außerhalb des Bildes. „Dein Großvater ist gestorben?“ fragt er, verzieht das Gesicht und macht eine Spritzenbewegung zum Hals. Dann erzählt er flüsternd, wie 5G unsere Gedanken kontrolliert.
Übertitel des Videos: „De Schwurbel Bre“.
„De Schwurbel Bre“ (der Schwurbelbruder), das war einmal. Die Republik-Autorin Ronja Beck beschreibt in ihrem Artikel „Der Witzemacher, der seinen Humor verlor“, wie der 27 Jahre alte Gabirano Guinand („Klassenclown einer ganzen Generation“) während der Corona-Krise im verschwörungsideologischen Kaninchenbau verschwand – und sich mittlerweile wiedergefunden hat.
Um ein „Jugenddrama von schmerzhafter Aktualität“ (n-tv) geht es auch im Polizeiruf 110 am Sonntagabend (21. September, 20.15 Uhr, Das Erste):
Sie sind unter uns

„Sie sind unter uns“, heißt der Polizeiruf aus Magdeburg, und mit „sie“ sind nicht die Mörder gemeint – sondern Reptiloide. Jeremy ist das Opfer einer perfiden Verschwörungstheorie […]
Die Prüfung ist vergeigt, das Abitur gefährdet, die Demütigungen durch die Mitschüler, unerträglich – Jeremy läuft Amok.
Ingo Scheel rezensiert den Polizeiruf-Film bei n-tv:
Columbine, Utøya, Christchurch, Halle, die Zahl der Amokläufe, in Synagogen, Schulen, Ferienlagern, ist in den vergangenen Jahrzehnten fast unüberschaubar geworden.
So verheerend die Auswirkungen sind, so sehr gleichen sich zuweilen die Bilder und damit auch die Protagonisten: Psychopathische Loner mit kranken Fantasien, verqueren Weltbildern, von Verschwörungstheorien völlig zerfressen.
Viele dieser Wesenszüge treffen auch auf Jeremy zu, und dennoch verbirgt sich hinter seiner Geschichte einiges mehr.
Überwiegend – wenn auch nicht einhellig – sprechen die Kritiken von einer „bewegenden“ (Stern) bis „verdammt guten“ (Augsburger Allgemeine) Folge.
Zum Weiterlesen:
- Beck, Ronja „Der Witzemacher, der seinen Humor verlor“ republik (20. September 2025)
- Serafini, Sarah „Wenn Influencer Fake News verbreiten – und damit Tausende erreichen“ watson (8. Mai 2021)
- „Schweizer Instagram-Star Gabirano tobt gegen Corona-Maßnahmen“ blick (20. April 2021)
- Michel, Pascal „Das sagt Gabirano zu den Verschwörungs-Vorwürfen“ 20min (28. Juli 2020)
- Serafini, Sarah „Die Schweizer Verschwörungs-Influencer“ watson (27. Juli 2020)
- Keller, Florian „Sturz in den Kaninchenbau: Rein, aber richtig“ woz (9. Dezember 2021)
- Gelitz, Christiane „Die Metapher vom Kaninchenbau-Syndrom“ spektrum (5. November 2022)
- Scheel, Ingo „Polizeiruf 110 im Schnellcheck: Wenn Verschwörung Schule macht“ n-tv (20. September 2025)
- Hoolt, Ann-Marlen „Fernsehen: Anderthalb Stunden Beklemmung“ Süddeutsche (19. September 2025)
- Harder, Bernd „Verschwörungstheorien: Der Ausstieg dauerte Jahre“ skeptix (21. August 2025)
- Podcast „Die Radikalisierung des Halle-Attentäters“ Der Fall (8. Oktober 2024)
- Video „Amok“ WTF-Talk (27. März 2023)
Titelfoto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard
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