Am 1. Oktober erscheint das Buch
Der Waldorf-Komplex: Zwischen Mystik und Pädagogik – Die Schattenseiten des anthroposophischen Bildungssystems | Was wirklich auf den Lehrplänen der Waldorfschulen steht
von Bettina Schuler.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bestätigt die Autorin vieles von dem, was beim WTF-Talk am 22. September zum Thema „Warum sind wir so hart zur Anthroposophie?“ angesprochen wurde:
- Das okkult-magische Weltbild der Steiner-Schulen:
Schuler: Wiedergeburt und Karma spielen eine wichtige Rolle, aber auch der Glaube an Engel, Zwerge und Gnome.
- Der entscheidende Unterschied zu Konfessions- und Bekenntnisschulen:
Schuler: Dort lernt man etwas über die Religion und kann sich mit ihr auseinandersetzen. Die Anthroposophie hingegen wird an Waldorfschulen nicht gelehrt. Trotzdem beeinflusst sie maßgeblich, was und wie Lehrkräfte unterrichten, wie sie einzelne Schüler behandeln. Den meisten Eltern ist das nicht bewusst.
- Die großen Wissenslücken, die sich beim Abitur oder – wie bei Bettina Schuler – nach einem Schulwechsel auftun:
Schuler: Das war ein Schock für mich. Französisch musste ich komplett nachlernen, das war aber noch das Leichteste. Ich hatte in allen Fächern so große Wissenslücken, dass ich anfangs überhaupt nicht verstanden habe, wovon die Rede war.
- Die Pseudo-Individualität:
Schuler: Das Gegenteil ist meiner Einschätzung nach der Fall, Kinder werden häufig in Schubladen gezwängt. In der Anthroposophie gibt es zum Beispiel eine sehr rigide Vorstellung, wie Entwicklung abläuft: in Siebenjahreszyklen, sogenannten Jahrsiebten.
- Übergriffige Hausbesuche und Medienverbote:
Schuler: Waldorflehrkräfte besuchen die Familie traditionellerweise auch einmal im Jahr zu Hause. Meine Mutter hat jedes Mal unseren Fernseher unter einer Tischdecke versteckt.
Und vieles mehr.
Ihr dringender Appell:
Setzt euch mit der Anthroposophie auseinander, schaut genau hin, was an eurer Schule passiert. Fragt nach, ob sich der Sitzplan nach den Temperamenten der Kinder richtet.
Seid nicht so ahnungslos, wie ich es war. Bitte glaubt eurem Kind, wenn es Sachen erzählt, die euch komisch vorkommen – und helft ihm, wenn es sich dort nicht wohlfühlt.
Am Ende wurde Schuler nicht wegen, „sondern trotz der Waldorfschule der Mensch, der ich bin“ – genau so formulierte es auch der Anthroblogger Oliver Rautenberg in unserer Sendung (bei Minute 33:03).

Ein kurzes Video mit Bettina Schuler zu ihrem Buch gibt es hier.
Übrigens hatte der Bund der Freien Waldorfschulen an drei Gerichten – in Köln, Hamburg und Berlin – eine einstweilige Verfügung eingereicht, schreibt Schuler bei Instagram.
Ohne Erfolg.
Zum Weiterlesen:
- Schuler, Bettina „Der Waldorf–Komplex“ Droemer Knaur (1. Oktober 2025)
- Volkert, Lilith „Ich bin nicht wegen, sondern trotz der Waldorfschule der Mensch, der ich bin“ Süddeutsche (25. September 2025)
- Roth, Lea „Waldorfschulen: Rudolf Steiner und ich“ nd (28. März 2025)
- Harder, Bernd „Warum sind wir so hart zur Anthroposophie? im WTF-Talk“ skeptix (25. September 2025)
- Harder, Bernd „Zum Abschluss: Exit Waldorf – Verlasst diese Institution“ skeptix (11. August 2025)
Titelfoto: Wikipedia/Mathias Bigge
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