So sah eine „Ghosthunter“-Ausrüstung in den 1920er-Jahren aus.
Konkret die des Briten Eric Dingwall, der als „psychical investigator“ ganz ohne den heute üblichen „exzessiven Einsatz technischer Apparate“ Fälle von vermeintlich paranormaler Aktivität untersuchte:

Wir erkennen Stolperdrähte, Wachs zum Versiegeln von Türen oder Fenstern und eine Dose mit Distelwolle zum Aufspüren von Zugluft. Offenkundig rechnete Dingwall (1890-1986) durchaus mit schnöden Tricks und Betrügereien. Nicht von ungefähr findet sich sein Aufsatz
The Need for Responsibility in Parapsychology: My Sixty Years in Psychical Research
auch in „A Skeptic’s handbook of parapsychology“ von CSICOP-Gründer Paul Kurtz.
Eric Dingwalls Geisterjäger-Ausrüstung ist ebenso Teil der Ausstellung „Geister“ im Kunstmuseum Basel wie Schwindelfotos von „Geisterfotografen“ wie Édouard Isidore Buguet

… oder Impressionen von Pseudo-„Medien“ à la Stanisława Popielska mit herausquillender „teleplastischer Masse“ (Ektoplasma)

… oder ein ramponierter Schuppen der Künstlerin Rachel Whiteread, der von einer „wütenden und unkontrollierbaren übernatürlichen Kraft“ (a.k.a. Poltergeist) zerstört worden sein soll:

Mit über 160 Werken und Objekten aus den letzten 250 Jahren erkundet „Geister – Dem Übernatürlichen“ auf der Spur die reiche visuelle Kultur, die sich im 19. Jahrhundert in der westlichen Welt rund um das Thema Geister entwickelte – vorangetrieben von einer Verschmelzung von Wissenschaft, Spiritualismus und populären Medien, die seither immer wieder Künstlerinnen und Künstler inspiriert hat,
beschreibt das Kunstmuseum Basel die Ausstellung, die noch bis 8. März 2026 zu sehen ist.
Aus skeptischer Sicht wäre anzumerken, dass „Geister“ allzu viel Nachdenklichkeit meidet, schreibt der Feuilletonist Hans-Joachim Müller in der Welt:
Ohne erkennbare Systematik versammelt sie ihr kurioses Material und macht auch keinen kategorialen Unterschied zwischen dem um Ernsthaftigkeit bemühten Belegmaterial und Spöttern wie Mike Kelley oder Sigmar Polke, die dem ektoplasmatischen Wahnsinn gleichsam den Wahn austreiben.
Nichtsdestotrotz kann der Baseler Exposition mit einiger Sicherheit ein Erfolg vorausgesagt werden:
In einer Zeit, in der wir dank der digitalen Urbarmachung aller Lebensabläufe in der Schleife logischer Ketten und erwartbarer Ergebnisse kreisen, kann es eigentlich nicht verwundern, dass die unsterbliche Sehnsucht nach dem Unerklärten und letztlich Unerklärlichen wieder Nahrung bekommt.
Im Raum 5 des Kunstmuseums erwartet die Besucher:innen dann noch ein sinniges Gedicht von Emily Dickinson („Innere Gespenster“):
Man muss kein Zimmer sein – damit es spukt. Und auch kein Haus. Das Hirn hat Gänge – die gehn über Gebautes weit hinaus.
Einen Videobeitrag zu „Geister – Dem Übernatürlichen auf der Spur“ (2:25 Minuten) gibt’s beim SRF.
Zum Weiterlesen:
- Müller, Hans-Joachim „Und dann quillt dem Medium das Ektoplasma aus dem Mund“ welt (29. September 2025)
- Landmann, Ellinor „In Basel gehen neuerdings Gespenster um“ srf (28. September 2025)
- Zeller, Matthias „Spuk im Kunstmuseum: In Basel geht man Geistern auf die Spur“ swr (19. September 2025)
- Wüest, Markus „Wie sich das Übernatürliche darstellen lässt und was es mit uns macht“ BaZ (18. September 2025)
- Bernhard, Volker „Der Geisterfotograf“ Süddeutsche (18. September 2025)
- Harder, Bernd „Geist gebannt – auf Fotoplatte“ skeptix (21. Juni 2025)
- Harder, Bernd „Neues Format: Geisterstunde mit Psychologe und Ghosthunter“ skeptix (18. Januar 2025)
Titelfoto: Kunstmuseum Basel/Private Collection; Anish Kapoor, London/©Julian Salinas
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