Was wir uns immer schon gefragt haben:
Wieso manifestieren sich all die Spiritual Influencers, Manifestation Queens und sonstigen Wünschelwichte nicht einfach das ganze Geld der Welt herbei und geben endlich Ruhe mit ihren Büchern, Kursen und TikTok-Videos?
Verblüffend simple Antwort:
Auch die Influencerin weiß, dass Manifestieren allein nicht ausreicht,
so die Journalistin Hanna Langreder in dem Kulturzeit-Beitrag „Geldmaschine Coaching-Szene“:
Letztendlich sind es ihre lukrativen Werbeverträge, die reales Geld abwerfen.
Wer hätte das gedacht?
Die Rede ist von Luísa Lión, die eigentlich Luisa Eckhard heißt und bei 3sat zeigt, wie man einen Brief ans Universum formuliert:
Liebes Geld, ich bin dir so dankbar, dass du immer für mich da bist und mich unterstützt, mir Sicherheit und Stabilität gibst. Ich danke dir, dass du immer mehr wirst und es immer genug von dir gibt.
Du wertest nicht und bist für jeden da.
Zumindest für jene, die was von „Affiliate Marketing“ verstehen. Mit diesem Fachbegriff umschreibt das Handelsblatt das Geschäftsmodell der 35-jährigen Hamburgerin.
Also nix mit „Manifestieren Sie einfach Ihre Ziele und Wünsche, arbeiten Sie an Ihren Glaubenssätzen, schrauben Sie an Ihrem Mindset und holen Sie sich Rat beim Erfolgscoach“, wie die Moderatorin Nina Mavis Brunner die Sendung einleitet.
Denn nicht nur Manifestieren ist „totaler Humbug“, erklärt die Autorin Charlotte M. Raven. Auch viele andere Coaching-Angebote sorgen am Ende für
… mehr Stress, mehr Druck, Schuldgefühle – wenn du es nicht schaffst, bist du selber schuld,
sagt die Szene-Kennerin:
Natürlich gibt es seriöses Coaching – aber eben auch Scharlatane, die „Traumata aus früheren Leben aufarbeiten wollen oder mit verstorbenen Haustieren kommunizieren“, berichtet der Journalist Christopher Weingart im Deutschlandfunk:
Andere Anbieter behaupten, den Weg zu Glück und Reichtum gefunden zu haben. Und genau diesen Weg, den kannst du auch finden, wenn du jetzt bloß dieses Seminar buchst!
Woran Coaching hierzulande krankt, umreißt Weingart in vier Sätzen:
- Es gibt sehr wenig Qualitätssicherung.
- Jeder und jede kann sich einfach so Coach nennen. Coach ist keine geschützte Berufsbezeichnung.
- Der Markt ist praktisch nicht reglementiert.
- Es gibt keine allgemeingültige verpflichtende Ausbildung.
Nichtsdestotrotz sollen die 40.000 bis 50.000 Coaches in Deutschland eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr machen – einen Teil davon mit den „Wünschen und Träumen der Menschen“, wie es in der Kulturzeit heißt.
Kritische Infos zum Thema „Coaching“ gibt es zum Beispiel beim Sekteninfo NRW und auf der Webseite der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus.
Quellen:
- „Die Akte Manifestieren: erfolgreich durch reine Gedankenkraft?“ Quarks Science Cops (28. Oktober 2023)
- Raven, Charlotte „Nicht noch ein Coaching-Buch“ komplett-media (1. März 2023)
- Opitz, Till „Abzocke mit Coaching – In Krisen sind wir anfälliger“ Deutschlandfunk (9. Januar 2025)
- „Kostenfalle Coaching-Programm: So schützen Sie sich vor unseriösen Anbietern“ verbraucherzentrale (5. Dezember 2024)
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