„Heal your Finances“: Geldhexen machen eher arm statt reich

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Schon von Anfang an ging es nur um eines: Geld.

In diesem Buch von 1910 will Rhonda Byrne das „Geheimnis“ („The Secret“) entdeckt haben:

http://www.pce.at/PDF/Wissenschaft_des_Reichwerdens_v1.pdf

Wallace Wattles gehörte der Neugeist-Bewegung an, wie auch Napoleon Hill, der 1937 mit „Denke nach und werde reich“ reüssierte. Über diesen Wegbereiter der gegenwärtigen Manifestierer:innen schrieb der EZW-Materialdienst im Jahr 2002:

Die Versprechungen Napoleon Hills müssen als maßlos und in der
Summe als gefährlich für psychisch labile Leser bezeichnet werden.

Anleitungen zur Realitätsprüfung oder zum kritischen Nachdenken sucht man vergeblich, vielmehr stellen die Texte ein suggestives Dauerfeuer dar.

Und heute? Genau der gleiche Unfug:

https://www.facebook.com/reel/939557601403120

„Ich bin es wert und in der Lage, massiven Wohlstand anzuziehen. Sag dir das jeden Tag.“ Das empfiehlt eine selbst ernannte Finanzinfluencerin in einem Facebook-Video mit dem Titel „Wie ich 25.000 Euro in 21 Tagen manifestiert habe“.

Mithilfe solcher Affirmationen – am besten jeden Morgen nach dem Zähneputzen – haben ihre Kunden angeblich innerhalb von 21 Tagen jede erdenkliche Geldsumme erzielt, seien es 1000, 5000 oder 25.000 Euro.

Wer arm sei, scheitere dagegen, weil er mit „negativer Mangelenergie“ an das Thema Geld herangehe,

berichtet spiegel.de.

https://kurzlinks.de/qt4o

Wer am Ende von diesen Tipps profitiert, ist klar:

Wie viel Geld Anbieter für solche Lösungen verlangen, lässt sich auf der Website moneywitch.com  beobachten. Hier bietet die US-Amerikanerin Jessie Susannah Karnatz, selbst ernannte Moneywitch (also Geldhexe), in glitzernder GenZ-Ästhetik den Weg zu finanzieller Heilung.

Karnatz bezeichnet sich als Priesterin des Egregores des Geldes, ein okkulter Begriff für durch Willenskraft geschaffene Zauber, der Geschehnisse steuert.

https://www.moneywitch.com/

Karnatz bewirbt ihre Angebote als Akt der Selbstfürsorge. Dafür bietet sie Bücher, Onlinekurse und eine Mitgliedschaft  für 99 Dollar monatlich an. Wem danach immer noch der Weg zur finanziellen Erleuchtung versperrt bleibt, kann das 1:1-Coaching buchen, 5000 Dollar kostet die „Financial Shadow Work Journey“.

Neben mehreren persönlichen Onlinesprechstunden sind unter anderem Edelsteinessenzen im Wert von 60 Dollar und andere „magische Geld-Goodies“ inklusive.

Und nur für die Anbieter ist esoterische Finanzberatung ein todsicheres Business:

Jegliche Verantwortung lastet komplett auf dem Individuum.

„Bleibt der Geldsegen aus, liegt es angeblich daran, dass man nicht genug Fülle ausgestrahlt oder nicht stark genug manifestiert hat“, sagt Esoterik-Forscherin Nora Pösl. So schützt sich die Szene auf perfide Art und Weise vor Kritik.

Psychologisch sei das fatal, weil dieser Teufelskreis Ohnmacht weiter verstärkt und gerade Menschen in prekären Verhältnissen noch tiefer in finanzielle Probleme stürzen kann.

Gleichzeitig erhält sich die Szene so am Leben: Wenn es mit dem Reichtum nicht klappt, müssen Gläubige bloß den nächsten Affirmationskurs oder die nächste Börsenanalyse kaufen.

https://www.tiktok.com/discover/wie-man-geld-manifestiert

Nichtsdestotrotz boomen TikTok-Hashtags à la Wie Man Geld Manifestiert oder Seiten wie Geld manifestieren, durch die „die Tendenz, für undurchsichtige Angebote Geld auszugeben, bei Manifestationsfans befeuert wird“, warnt Relinfo:

Neben harmlosen Angeboten wie Büchern existieren auch langfristige Kurse, die mehrere Tausend Franken kosten und mit Ratenzahlung locken. Das Abrutschen in finanzielle Schieflagen ist dadurch eine der wesentlichen Gefahren der Manifestationsszene.

Man könnte auch ganz simpel fragen: Warum setzen sich die „Geldhexe“ und Co. nicht mit ihren herbeigewünschten Millionen zur Ruhe – anstatt mühselig Online-Kurse zu verhökern?

Das sollte doch eigentlich auch dem größten Esoterik-Fan einleuchten.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Freepik/Macrovector

Kommentare

Eine Antwort zu „„Heal your Finances“: Geldhexen machen eher arm statt reich“

  1. mit Sarkasmus geht’s ganz gut

    Warum so negativ? Die Opfer werden doch nicht arm, sondern es tritt lediglich die Erstverschlimmerung ein, die bei der Homöodingens und anderen Schwurbelbehandlungen zum guten Ton gehören!

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