Verschwörungstheorien: „Der Ausstieg dauerte Jahre“

(Lesedauer ca. 3 Minuten)

Es war nicht das eine Argument, die eine Erkenntnis, die das Konstrukt ins Wanken brachten, es waren viele kleine Aha-Momente. Der Ausstieg dauerte Jahre. Mit 14 habe ich begonnen, an die erste Verschwörungstheorie zu glauben, mit 30 ließ ich die letzte hinter mir.

So beschreibt der Physiker Stefan Hackstein in der Zeit seine Abkehr vom Verschwörungsglauben.

16 Jahre lang fühlte Hackstein sich als „Teil einer Heldengeschichte“ und zog die üblichen Benefits aus seinen Überzeugen (vor allem Selbstaufwertung, Entlastung, Selbstwirksamkeit und Komplexitätsreduktion):

https://kurzlinks.de/kp4l

Mit 21 zog er nach Hamburg, um Physik zu studieren:

Ich wollte „die Wahrheit“ aufdecken, im wahrsten Sinne des Wortes „Verschwörungstheoretiker“ werden. Wie man sich vorstellen kann, konnten die Erzählungen einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten.

So versuchte Hackstein etwa, die Wasserkristallbilder des japanischen Pseudoforschers Masaru Emoto zu reproduzieren – aber im Gefrierfach seiner Studentenbude zeigte sich nichts dergleichen:

Das machte mich misstrauisch.

https://www.youtube.com/watch?v=tWxewuMdq7M

Heute, sagt Hackstein,

… bin ich freier und glücklicher. Ich trage die Verantwortung für mein Leben selbst und treffe auch weit vernünftigere Entscheidungen.

Dass „Verschwörungstheorien im privaten Umfeld“ nach wie vor relevant sind, zeigt ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung:

Das Thema ist aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. Nicht aber aus den Familien.

Und diese Reportage endet deutlich pessimistischer als der Zeit-Artikel über Stefan Hackstein:

https://kurzlinks.de/9d1y

Am Schluss steht praktisch die Scheidung im Raum – oder alternativ „ein Jahr auf einem Segelboot. Mit der ganzen Familie, aber ohne Internet“.

Der Fall zeigt, dass auch die beste Beratung und die wohlmeinendsten Tipps („neugierig nachfragen, Widersprüche aufdecken und dabei kritisch, aber respektvoll bleiben“) keine Garantie dafür sind, dass der Partner oder die Partnerin zur Vernunft zurückkehrt – insbesondere wenn der Glaube an Verschwörungserzählungen „eng mit biografischen Episoden des Scheiterns zusammenhängt“, wie der Sozialpsychologe Roland Imhoff erklärt.

https://tellmemore.democ.de/videos

Trotzdem kann es gelingen – mitunter, wie bei Hackstein, nach einem „sehr, sehr langen Prozess“.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Unsplash/Greta Schölderle Möller

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