Die Anthroposophie ist die Grundlage aller Fächer – aber keiner weiß, was sie ist.
Sagt die Autorin Bettina Schuler im WDR-Interview über Waldorfschulen.

Auch der Stern hat mit der Waldorf-Kritikerin gesprochen.
Ein Auszug:
Stern: Wie kam es zu der Idee, das Buch zu schreiben?
Schuler: Ich bin durch die Coronakrise ins Nachdenken geraten und das erste Mal tiefer in Steiners Gedankenwelt eingestiegen. Unsere ganze Familie hatte sich damals impfen lassen. In meinem Berliner Umfeld hörte ich daraufhin Sätze wie „Du bist geimpft? Aber du warst doch Waldorfschülerin!“
Das hat mich irritiert. Ich fragte mich: Warum denken immer alle Leute, dass ich gegen staatliche Intervention und gegen Impfungen sein muss, nur weil meine Tochter und ich mal auf einer Waldorfschule waren? Das erinnerte mich an die Querdenker-Szene, die damals in Berlin sehr aktiv war.
Deshalb habe ich dann zum ersten Mal in meinem Leben die Werke Rudolf Steiners wirklich gelesen. Für mein Buch habe ich zwei Jahre lang mit zahlreichen Expert:innen, Wissenschaftler:innen und (Ex‑)Waldorfschüler:innen gesprochen, Studien gelesen und im anthroposophischen Umfeld recherchiert.
Die Ergebnisse haben mich überrascht, schockiert und ehrlicherweise auch ein wenig beschämt. Weil ich trotz meiner Biografie so wenig über die Gedankenwelt der Anthroposophie wusste.
Ich bin mir sicher, dass es vielen anderen Menschen ähnlich geht.

Die von Rudolf Steiner begründete Anthroposophie ist eine komplexe Gedankenwelt, eine Weltanschauung und eine spirituelle Lehre. Es geht unter anderem um eine übersinnliche Welt und um einen menschlichen Evolutionsprozess, an dessen Ende die Vergeistigung des Universums und der Menschheit steht. Die Anthroposophie ist Basis der Waldorfpädagogik. Was ist daran gefährlich?
Ich möchte da differenzieren: Es geht mir nicht um eine Abrechnung mit Waldorfschulen generell. Mir ist klar, dass die Waldorfschulen auf den ersten Blick sehr attraktiv aussehen. Und es gibt sicherlich auch gute Waldorfschulen.
Mir geht es vor allem um das fragwürdige Menschen- und Weltbild der Anthroposophie. Die ist bis heute die Basis der Waldorfpädagogik. Ich halte diese im Grunde für antidemokratisch, sie transportiert ein problematisches Frauenbild, und aus ihr heraus kann sich eine Nähe zum rechten Rand entwickeln.
Ich glaube, dass nur den allerwenigsten Menschen bewusst ist, welch krude Gedankenwelt sie quasi automatisch mitkaufen, wenn sie ihr Kind auf eine Waldorfschule schicken. Expert:innen und Wissenschaftler:innen, die ich für mein Buch interviewt habe, haben mich in meiner Auffassung bestätigt.
„Der Waldorf-Komplex: Zwischen Mystik und Pädagogik – Die Schattenseiten des anthroposophischen Bildungssystems | Was wirklich auf den Lehrplänen der Waldorfschulen steht“ ist am 1. Oktober erschienen.
Am 28. November stellt Schuler in Berlin das Buch offiziell vor.
Zum Weiterlesen:
- Schuler, Bettina „Der Waldorf–Komplex“ Droemer Knaur (1. Oktober 2025)
- Schmitz, Tobias „Waldorfschulen sind so populär, weil viele staatliche Schulen so schlecht sind“ stern (5. Oktober 2025)
- Wolff, Beate „Die Schattenseiten der Waldorfschule“ wdr (30. September 2025)
- Albrecht, Lisa Marie „Der Waldorf-Komplex: So hart kritisiert eine Ex-Schülerin die beliebte Schulform“ Abendzeitung (30. September 2025)
- Harder, Bernd „Neu: Der Waldorf-Komplex – die Schattenseiten der anthroposophischen Pädagogik“ skeptix (28. September 2025)
- Harder, Bernd „Warum sind wir so hart zur Anthroposophie? im WTF-Talk“ skeptix (25. September 2025)
Titelfoto: Wikipedia/Wladyslaw Sojka/sojka.photo
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