Rätselhaft? Nahtoderlebnisse und Reinkarnation im „Deep Science“-Podcast

(Lesedauer ca. 6 Minuten)

Sue verlässt ihren Körper

heißt eine aktuelle Folge des Deep Science-Podcasts vom Deutschlandfunk.

„Sue“ ist niemand anderes als die englische Psychologin und Skeptikerin Susan Blackmore, die in dem 40-minütigen Beitrag „Astralreise und Nahtod“ noch einmal jenes Erlebnis aus ihrer Studienzeit schildert, von dem auch das neuere Vortragsvideo „The Science of Out of Body Experiences“ handelt:

https://www.youtube.com/watch?v=3VoixOyTPwg

Im „Lexikon der Großstadtmythen“ steht dazu:

Die Psychologin Susan Blackmore war überzeugt davon, selbst eine Astralreise gemacht zu haben:

„Ich war Studentin im ersten Semester in Oxford. Nach einer Konferenz war es nachts sehr spät geworden. Ich war wirklich sehr, sehr müde und ich rauchte etwas Dope – nicht viel – und saß nur so da und hörte Musik. Da fragte mich jemand: ,Wo bist du, Sue?’ Und plötzlich schwebte ich unter die Zimmerdecke und schaute herunter.

Ich bekam das volle Programm mit allen Schikanen: einen schönen, weißen, irgendwie luftigen und flauschigen, durchsichtigen, nebelhaften Körper. Ich fand heraus, dass ich mit meinem Astralkörper alles machen konnte, was ich wollte. Ich flog aus dem Fenster über die Dächer von Oxford.“

Doch die berauschende Wirkung dieser mysteriösen Erfahrung hielt nicht lange an. Blackmore weiter: „Schon bald bekam ich Zweifel an den paranormalen Aspekten meines Erlebnisses. Ich schaute mir am nächsten Tag die Dächer von Oxford genauer an, die Form der Dachrinnen und Schornsteine, und mir wurde klar, dass sie nicht so aussahen, wie ich sie gesehen hatte.

Das legte bei mir die Saat der Skepsis.“

In der Tat werden sämtliche Phasen dieser vermeintlichen Außerkörperlichen Erfahrung in dem Podcast dekonstruiert (ab Minute 35:30).

Auch beim Thema „Nahtoderfahrungen“ kommen Arndt Reuning und Anneke Meyer zu dem Schluss, die bisherigen Erkenntnisse legten nahe, „dass all diese Erlebnisse auf Gehirnfunktionen zurückgehen“.

Bis dahin muss man sich allerdings an eine Moderationstechnik gewöhnen, die ein wenig an das pseudo-konfrontative Gekasper der beiden Hosts von „Phänomenal Paranormal“ erinnert – und einen überflüssigen Auftritt des Allgemeinmediziners Dr. Wolfgang Knüll mit seinem Quanten-Nonsens ertragen.

https://www.deutschlandfunk.de/die-psychonauten-1-5-wo-bist-du-sue-100.html

Ihm widerspricht in dem Deep Science-Beitrag der Neuropsychologe Christian Hoppe von der Uniklinik Bonn, der Nahtoderlebnisse mit Fehlfunktionen im Gehirn erklärt, ausgelöst durch Faktoren wie Sauerstoffmangel, erhöhter Kohlendioxidgehalt, gestörter Energiehaushalt etc.

Ausführlich erklärt wird das zum Beispiel in diesen Beiträgen:

https://kurzlinks.de/aaui

Nichtsdestotrotz ist das Thema gerade wieder aktuell, etwa in der Religionssendung „Stationen“ (BR), bei Quarks oder im WDR.

In der Regel stützen solche Erlebnisberichte die Überzeugung, dass Nahtodberichte (Near-death experience, NDE) auf eine objektive Wirklichkeit hindeuten würden, weil solche Erfahrungen sich viel zu ähnlich seien, als dass es sich hierbei um subjektive Eindrücke oder gar um Halluzinationen handeln könne.

Diese These trägt nicht,

schrieb der Focus-Redakteur Markus Krischer im November (49/2025):

Viele NDE-Berichte weisen zwar tatsächlich ein Muster auf (Tunnel, Licht, Schweben, überirdischer Frieden etc.), es gibt aber durchaus abweichende Berichte. Nicht jede NDE-Erfahrung ist schön, erleichternd und zauberhaft.

Immerhin die Quarks-Doku weist auf diesen Umstand hin:

https://www.youtube.com/watch?v=EyakksyF6jg

Eine größere Studie zum Aspekt der „leidvollen Nahtoderfahrungen“ ist im vergangenen Jahr erschienen. Auch Maßnahmen zur psychologischen Unterstützung von Betroffenen werden erforscht.

Neben Nahtoderlebnissen wenden sich Arndt Reuning und Anneke Meyer in der neuen Deep Science-Staffel dem Thema „Wiedergeburt“ zu:

Die unmögliche Erinnerung

Im Mittelpunkt steht der Fall des US-Amerikaners James Leininger (geb. 1998), der ab seinem zweiten Lebensjahr angebliche „Erinnerungen“ an ein früheres Leben als Kampfpilot im Zweiten Weltkrieg artikulierte:

https://www.deutschlandfunk.de/die-psychonauten-4-5-die-unmoegliche-erinnerung-100.html

Unverständlicherweise verliert sich die 45-minütige Folge in philosophischem und buddhistischem Geschwafel von irgendwelchen alternativen Bewusstseinstheorien und „Energieimpulsen“. Erst kurz vor Ende fällt Anneke Meyer (immerhin Neurobiologin) noch ein, dass es massive Kritik an der Case Study über James Leininger gibt – ohne zu erwähnen, von wem und worum es dabei genau geht.

Das sei hiermit nachgeliefert.

Zum Weiterlesen:

Titelfoto: Unsplash/Timon Studler

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