Nicht unbedingt überraschend werden jetzt die ersten „Nadel-Attacken“ in Deutschland gemeldet – bei einem Bürgerfest in Kösching im Landkreis Eichstätt.
Ebenso wenig überraschend ist, dass die Hintergründe „noch immer unklar“ sind und es „keinen Hinweis“ gibt, „dass etwas injiziert worden ist“.

Derweil hat Die Zeit eine „Needle Spiking“-Betroffene von der Fête de la Musique in Frankreich ausfindig gemacht: die 22-jährige Studentin Manon, die ein Video aus der Tatnacht bei TikTok veröffentlicht hatte:

Ebenso wie Skeptix fanden auch die Zeit-Redakteure keine Belege dafür, dass im Vorfeld des landesweiten Musikfestivals in den sozialen Medien zu Nadel-Angriffen aufgerufen worden war – wie zahlreiche Publikationen behauptet hatten, etwa hier oder hier.
Und auch Manon lässt einen Gesprächstermin mit der deutschen Wochenzeitung kurzfristig platzen: Die junge Frau sei sich „nicht mehr sicher“.
Die psychischen Symptome sind real,
wie auch Manon sie in einem früheren Interview schilderte:

Das sind echte Psychosen, geschürt durch Angst im Internet,
zitiert Die Zeit die Pariser Pharmakologin und Opferberaterin Leïla Chaouachi.
Das – eher vage – Fazit der Journalisten:
Das ist die Ironie dieser Geschichte: Offensichtlich gibt es Gewalt gegen Frauen. Offensichtlich gibt es Männer, die Macht ausüben wollen. Die Geschichte mit den Spritzen würde sich perfekt in die Realität einfügen.
Deshalb ist es leicht, sie zu glauben. Deshalb macht sie so eine Angst. Und diese Angst wird verstärkt durch die sozialen Medien.
Das Autorenduo verweist auf ein Buch des Psychologen Robert E. Bartholomew (der sich auch mit dem sogenannten Havanna-Syndrom beschäftigt) über „Social Panics & Phantom Attackers“ von 2024:
Bartholomews These: In politisch unsicheren Zeiten treten soziale Paniken auf. Im Gespräch mit der Zeit sagt er, angesichts der Weltlage sei es „eine Frage der Zeit“ gewesen, bis so etwas wie in Frankreich passieren würde.
Das mag schon sein – dass es allerdings Trittbrettfahrer geben könnte, die durchaus real „Piekser in Clubs verteilen“
… und auf die Welle der Panik, die in den vergangenen Wochen vor allem durch die mediale Aufmerksamkeit für das Phänomen befeuert wurde, aufspringen,
kommt dabei ein wenig zu kurz.
Nichtsdestotrotz warnt das Onlinemagazin Übermedien vor „voreiligen Schlagzeilen“, die am Ende „tatsächlichen Opfern von Gewalt schaden“.
Zum Weiterlesen:
- „Nadel-Attacke auf Volksfest-Besucherin? Ermittlungen laufen“ web.de (3. Juli 2025)
- „Erst Frankreich, jetzt Deutschland – mutmaßliche Nadel-Attacke auf Volksfest-Besucherin“ msn (3. Juli 2025)
- Lüdemann, Dagny/Rampe, Hendrik „Spritzenattacken in Frankreich: Geht unter die Haut“ zeit (2. Juli 2025)
- Kräher, Lisa „Panik wegen Needle Spiking: Wenn Medien aus Vermutungen Tatsachen machen“ Übermedien (2. Juli 2025)
- Harder, Bernd „Spritzen-Attacken: Urban Legend oder reale Bedrohung?“ skeptix (29. Juli 2025)
Titelfoto: Freepik/Bedneyimages
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