Verschwörungstheorien: Lustige Memes fördern die Verbreitung, kritisches Denken schützt davor

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Verschwörungstheorien und Fake News aufdecken

ist der Titel eines 36-seitigen PDFs, das hier zum kostenlosen Download bereitsteht.

https://www.zeitbild-stiftung.de/projekte/buchderdemokratie/

Die Publikation wird von der Zeitbild Stiftung herausgegeben und richtet sich an Jugendliche und Lehrkräfte.

Wichtig sind: kritisches Denken und Zivilcourage,

heißt es auf Seite 24.

Tatsächlich haben verschiedene Studien in den letzten Jahren (zum Beispiel hier oder hier) gezeigt, dass ein „analytical mindset“ und „critical thinking skills“ beziehungsweise eine „Erziehung hin zum komplexen Denken“ der beste Schutz vor Verschwörungstheorien und Fake News sind.

Eine Studie aus Irland bestätigt dies erneut:

Kritische Denkfähigkeiten und eine analytische Denkweise sind die effektivsten Mittel, um sich gegen Verschwörungsglauben zu schützen,

sagte der Psychologe Cian O’Mahony von der UCC School of Applied Psychology (Cork) der Irish Times.

Für ihre Arbeit verwendeten die Forschenden den selbstentwickelten „Critical Thinking about Conspiracies Test“ (CTAC). Die Studienteilnehmer mussten – ähnlich wie bei einer Quizshow – ein fiktives Verschwörungsszenario nach vier Plausibilitätskriterien beurteilen.

Wissenschaftler einer renommierten Universität haben eine saubere Energiequelle entdeckt, die fünfmal effektiver ist als die derzeitigen fossilen Energieträger. Letzte Woche fing ein Teil der Universität Feuer. Stark betroffen von dem Brand war auch das Labor, das zu grüner Energie forscht.

Als Sie diesen Vorfall mit Ihrer Familie diskutieren, deutet Ihr Vater an, dass das Unglück möglicherweise auf Brandstiftung zurückzuführen sei, die von den großen Ölgesellschaften beauftragt wurde. Er sagt, dass man sich in solchen Situationen zuerst fragen sollte: „Wem nützt es?“

Was halten Sie von dieser Argumentation?

  • Antwortmöglichkeiten:

a) Diese Argumentation ist fehlerhaft. Dass jemand von einem Ereignis profitiert, bedeutet nicht automatisch, dass derjenige es herbeigeführt hat.

b) Diese Argumentation ist fehlerhaft. Mineralölunternehmen würden keine schlechte Presse riskieren wollen.

c) Diese Argumentation ist valide. Unfälle dieser Art sind selten. Der erste Schritt bei der Identifizierung der Ursache besteht darin, zu erkennen, wer von dieser Katastrophe einen Nutzen hätte.

d) Diese Argumentation ist valide. Wir wissen, dass Big Oil rücksichtslos sein kann, wenn es darum geht, Gegner und Kritiker zum Schweigen zu bringen. Daher ist es wahrscheinlich, dass dies auch hier passiert ist.

  • Richtige Antwort:

a) Das „Cui Bono“-Argument ist ein logischer Fehlschluss.

https://advances.in/psychology/10.56296/aip00030/

O’Mahony et. al gehen davon aus, dass solche Exempel geeignet sind, die „relevanten kritischen Denkfähigkeiten“ zu testen und auch zu vermitteln:

https://advances.in/psychology/10.56296/aip00030/

Umgekehrt findet allerdings auch die Konspirologen-Szene Mittel und Wege, ihre Botschaften unter die Leute zu bringen.

Memes zum Beispiel spielen als „Träger kollektiver Überzeugungen“ eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt der Online-Communities von Verschwörungstheoretikern, hat Emily Godwin von der Universität Bath herausgefunden.

https://x.com/Gitmo99/status/1572731706909794305

Indem sie komplexe Konzepte in einfache und humorvolle Bilder verpacken, ermöglichen Memes eine schnelle und effektive Verbreitung von Überzeugungen […]

Humor ist ein Schlüsselelement für die Attraktivität und Verbreitung von Memes im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien. Er macht komplexe Ideen zugänglicher und ansprechender und erleichtert so deren Übernahme durch ein breiteres Publikum […]

Indem diese Ideen unterhaltsam und teilbar gemacht werden, können Memes neue Anhänger gewinnen und so den Einfluss von Verschwörungstheoretiker-Communities erweitern.

Was man dagegen tun kann, dazu sagt die Arbeit von Godwin et. al praktisch nichts, außer dass „more research“ vonnöten sei. Denken wir also weiterhin kritisch – zum Beispiel mit Skeptix und dem WTF-Talk.

Quellen:

Titelfoto: Unsplash/Markus Winkler

Kommentare

Eine Antwort zu „Verschwörungstheorien: Lustige Memes fördern die Verbreitung, kritisches Denken schützt davor“

  1. Einfach mal ein Kompliment an Bernd:

    Wie immer bei Bernd benötigt der Leser kein Abitur oder Studium um den Artikel zu lesen.
    Die Abwesenheit unnötiger Fremdwörter und zu komplizierter Satz-Konstruktionen ist ein Wohltat.

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