Überraschend:
„Digital Natives“ sind nicht besser darin, Online-Fehlinformationen zu erkennen, als „Digital Naive“. Bislang ging die Forschung davon aus, dass ältere Erwachsene aufgrund geringerer digitaler Kompetenz eher Fake News verbreiten als Jüngere.
Eine systematische Meta-Analyse von 31 Studien mit mehr als 11.500 Teilnehmenden zeigt jetzt, dass
… sie tatsächlich besser als jüngere Erwachsene darin waren, wahre von falschen Schlagzeilen zu unterscheiden. Ältere Erwachsene waren zudem skeptischer und tendierten eher dazu, Schlagzeilen als falsch einzustufen.
Könnte das daran liegen, dass sie über mehr Lebenserfahrung, ein höheres Nachrichteninteresse und bewährte Nachrichtenkonsummuster verfügen?
Oder sind ältere Erwachsene, die an Online-Studien teilnehmen, möglicherweise nicht repräsentativ für ihre Altersgruppe, da sie aktiv am digitalen Lifestyle teilnehmen? Das muss wohl noch geklärt werden.
Eine weitere Überraschung:
Während formale Bildung beim Glauben an Verschwörungstheorien eine bedeutende Rolle spielt, hat die Höhe des Bildungsabschlusses keinen signifikanten Einfluss auf die Fähigkeit, zwischen wahren und falschen Informationen zu unterscheiden.
Die Forschenden führen das darauf zurück, dass traditionelle Bildung für das digitale Zeitalter nicht ausreicht. Auch Menschen mit hohem Bildungsniveau (z.B. Professoren) ließen sich von Äußerlichkeiten, wie etwa Sprache und Aussehen, einer Webseite bei deren Einschätzung beeinflussen.
Weniger überraschend:
Eine starke politische Überzeugung macht Menschen anfällig für genehme Fake News, analytisches Denken schützt davor.
Das sind die Ergebnisse der Arbeit:

Ein Team um den Sozialpsychologen Mubashir Sultan vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin wertete Daten aus den USA aus,
… um zu untersuchen, wie Faktoren wie Bildung, Alter, Geschlecht, politische Identität, analytisches Denken, parteiische Verzerrung, motivierte Reflexion und Vertrautheit mit Nachrichten die Einschätzung von Online-Fehlinformationen beeinflussen.
Die MPG fasst die Auswertung so zusammen:
- Die Metaanalyse untersucht 31 US-Studien, um zu bestimmen, wie zentrale demografische und psychologische Faktoren die Anfälligkeit für Fehlinformationen beeinflussen.
- Ältere Erwachsene, Demokraten und Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten können wahre und falsche Nachrichten besser unterscheiden.
- Vertrautheit und parteiische Verzerrung erhöhen die Tendenz, Nachrichten als wahr einzustufen.
- Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten zeigen eine stärkere parteiische Verzerrung (motivierte Reflexion).
- Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die Theoriebildung und die Entwicklung von Interventionsstrategien.
Zum letzten Punkt gehörten, „Medienkompetenz und kritisches Denken“ zu fördern.
Eine
Toolbox of individual-level interventions against online misinformation
hat ein Forschungsteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung im vergangenen Jahr veröffentlicht.
Quellen:
- „Wer auf Fehlinformationen hereinfällt und warum“ mpg (5. Februar 2025)
- Sultan, Mubashir et. al „Susceptibility to online misinformation: A systematic meta-analysis of demographic and psychological factors“ pnas (12. November 2024)
- „Manipulation durch Fake-Webseiten nimmt vor Bundestagswahl zu“ wdr (6. Februar 2025)
- „Woran Sie Desinformation erkennen können“ bundesregierung (5. Februar 2025)
- „Fake-Webseiten im Einsatz“ mimikama (7. Februar 2025)
Titelfoto: Nijwam Swargiary auf Unsplash
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