Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Achtsamkeit

(Lesedauer ca. 4 Minuten)

Meditieren ist besser als Rumsitzen und nichts zu tun?

Nicht unbedingt.

https://www.nature.com/articles/s44271-025-00216-7

In einer neuen Studie haben Psycholog:innen der Universität Wien und der University of Essex herausgefunden, dass bei spirituellen Praktiken häufig Langeweile auftritt und die beabsichtigten Ziele der Meditation eindeutig beeinträchtige.

In der breit angelegten Untersuchung von fünf klassischen spirituellen Methoden – Yoga, Meditation, Schweigeexerzitien, katholische Predigten und Pilgern – wurden mehr als 1.200 Erwachsene befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Über- und Unterforderung und vor allem die fehlende persönliche Relevanz für die Praktizierenden die zentralen Auslöser für spirituelle Langeweile waren.

Diese wirkten sich negativ auf die Motivation und Achtsamkeit bei Ausübung der Praktiken aus und habe deren potentiell positiven Effekte stark gemindert.

Nun ist „spirituelle Langeweile“ nicht gerade eine harte Kritik an Meditationspraktiken – allerdings liegen mehrere Studien vor, die „unangenehme und zum Teil schädliche Nebenwirkungen von Mediation dokumentiert haben“, schreibt der Psychologe Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW).

Utsch verweist unter anderem auf die Arbeit der amerikanischen Psychologin Willoughby Britton, nach der etwa jeder Zehnte Nebenwirkungen wie Ängste, Hypersensibilität oder traumatische Flashbacks erlebt habe:

Auch für Deutschland liegen vergleichbare Ergebnisse vor.

Ein Forscherteam der Charité Berlin stellte in ihrer Untersuchung fest, dass 22 Prozent der etwa 1.400 meditierenden Probanden unerwünschte Nebeneffekte erlebte. Bei etwa neun Prozent davon wurden die Nebenwirkungen als vorübergehend und mild eingestuft.

Die restlichen 13 Prozent erlebten jedoch moderate bis extreme negative Auswirkungen. Diese erwiesen sich als dauerhaft und machten eine Behandlung erforderlich, bei manchen war sogar ein Krankenhausaufenthalt nötig.

Mittlerweile gebe es eine Anlaufstelle für Menschen, die unter den Nebenwirkungen von Meditation leiden, nämlich die „Beratung bei spirituellen und meditationsinduzierten Krisen“ am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP).

Willoughby Britton kommt auch in der VOLLBILD-Reportage „Die unbekannten Gefahren der Achtsamkeit“ von 2024 zu Wort:

https://www.youtube.com/watch?v=8Ri-xVmQXN8

Forschungsarbeiten zu Meditation haben in den vergangenen 20 Jahren mehrheitlich positive Effekte wie die Reduzierung von Stress oder Depressionen aufgezeigt. Die Psychologin Britton kritisiert die Forschung zu kontemplativen Praktiken und weist darauf hin, dass die negativen Auswirkungen von Meditation oft unterschätzt würden.

Das führe dazu, dass mögliche Risiken und Nebenwirkungen oft vernachlässigt würden.

Für die Praxis bedeutet das:

  • Nur weil achtsamkeitsbasierte Ansätze helfen, heißt das nicht, dass sie auch die beste Therapie sind.
  • Achtsamkeit hilft nicht gegen alles.
  • Gefährlich werden können Achtsamkeitsübungen „vor allem für Menschen mit emotionaler Instabilität, Vulnerabilität für Psychosen, posttraumatischer Belastungsstörung und Erfahrungen von Depersonalisation oder Derealisation“.

Quellen:

Titelfoto: Freepik

Kommentare

Eine Antwort zu „Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Achtsamkeit“

  1. Sebastian

    Ein für mich interessanter Artikel, wobei ich in den Schlussfolgerungen bzw. Studien einige offene Punkte sehe.

    Auf den ersten Blick findet lediglich in der Arbeit der Charité Berlin eine Kategorisierung der Meditationsmethoden statt und beim Überfliegen der Artikel habe ich keine Anmerkung zu „Vorerkrankungen“ entdecken können.

    Dass Meditation auch unangenehme Nebenwirkungen haben kann ist eigentlich nichts neues und wird auch meiner Erfahrung nach so kommuniziert. Bei Traumata und Depressionen wird von „Achtsamkeitsübungen“ eher abgeraten. Gerade im Bereich im MBSR (Meditation based stress reduction) gibt es dafür die Alternative MBCT (mindfulness-based cognitive therapy) – welche ja auch erwähnt wird. Welchen Grad der Evaluation diese hat, weiß ich allerdings nicht.

    Wie gesagt, die Artikel habe ich nur überflogen, weswegen ich nicht sicherstellen kann ob meine Kritikpunkte wirklich berechtigt sind.

    Ansonsten würde ich Schwachstellen in den folgenden Punkten sehen …

    – Keine Angaben über Vorerkrankungen
    – Vermischung unterschiedlicher Meditationsarten in den Befragungen
    – Bekannte Schwachpunkte von „anonymous online surveys“

    Aber ja … nicht für jeden ist Meditation geeignet, was allerdings auch bekannt ist.

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